Der große Favorit für den Oscar: "Three Billboards" räumt in London ab

Preisregen für"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" in der  Royal Albert Hall in London.
Preisregen für"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" in der Royal Albert Hall in London.(c) APA/AFP/BEN STANSALL (BEN STANSALL)
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Die Vergabe der britischen Filmpreise BAFTA zeigt, was bald bei den Oscars passieren könnte. "The Shape Of Water" bekam nur drei Preise, "Three Billboards" dagegen fünf.

Das widerborstige Moralstück "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" hat bei den britischen Filmpreisen BAFTAs abgeräumt: Aus neun Nominierungen machte die britisch-amerikanische Produktion fünf Auszeichnungen, darunter als bester Film und bester britischer Film. Außerdem gab es am Sonntag in London Preise für das beste Drehbuch, die beste Hauptdarstellerin Frances McDormand und den besten Nebendarsteller Sam Rockwell.

McDormand überraschte auf der Veranstaltung in einem rot gemusterten Kleid. Die meisten Schauspielerinnen waren im Sinne der "Time's Up"-Initiative in Schwarz erschienen, um ein Zeichen gegen sexuelle Übergriffe und ungleiche Bezahlung im Filmgeschäft zu setzen. "Ich hab ein kleines Problem mit Regelbefolgung", scherzte die 60-Jährige in ihrer Dankesrede.

McDormand spielt in "Three Billboards ..." eine resolute Mutter, die nach der Vergewaltigung und Ermordung ihrer Tochter für Gerechtigkeit kämpft. "Ich befürworte einen gut geplanten Akt zivilen Ungehorsams", erklärte sie und traf damit den richtigen Ton im Saal. Zuvor hatte ihr Kollege Sam Rockwell in seiner Dankesrede betont: "Ich stehe auf den Schultern von starken, intelligenten und rechtschaffenen Frauen."

Gary Oldman als Churchill

Der britische Schauspieler Gary Oldman erhielt wie erwartet den BAFTA als bester Hauptdarsteller. Oldman wurde für seine Rolle als früherer britischer Premierminister Winston Churchill in dem Drama "Die dunkelste Stunde" prämiert und rang auf der Bühne um Fassung. "Vielen Dank für diese gewaltige Auszeichnung", sagte der 59-Jährige mit zittriger Stimme. "Ich bin so dankbar für diese unglaubliche Ehre."

Beste Nebendarstellerin wurde Allison Janney ("I, Tonya"). Ältester Preisträger des Abends war der 89-jährige Filmemacher James Ivory, der den BAFTA für das adaptierte Drehbuch zu "Call Me By Your Name" entgegennahm. "Dass ich hier stehe, ist wie ein Schluckauf der Natur", scherzte Ivory. Der 80-jährige Regisseur und Produzent Ridley Scott ("Alien", "Gladiator") wurde für sein Lebenswerk geehrt.

"The Shape Of Water": 12 Nominierungen, drei Preise

In „The Shape of Water“ – für 13 Oscars nominiert – verliebt sich eine Putzfrau in einen Amphibienmenschen. Großes Kino, das Märchenromantik virtuos mit Sozialkritik mischt.
In „The Shape of Water“ – für 13 Oscars nominiert – verliebt sich eine Putzfrau in einen Amphibienmenschen. Großes Kino, das Märchenromantik virtuos mit Sozialkritik mischt.(c) 2018 Twentieth Century Fox

Der Fantasy-Film "The Shape Of Water", der mit zwölf Nominierungen ins Rennen gegangen war, bekam nur drei BAFTAs. Der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro wurde für die beste Regie ausgezeichnet. Der französische Komponist Alexandre Desplat nahm den Preis für die beste Filmmusik mit nach Hause und setzte sich damit gegen seinen deutschen Kollegen Hans Zimmer durch, der gleich zweimal nominiert war - für die Musik zum Science-Fiction-Epos "Blade Runner 2049" und dem leer ausgegangenen Kriegsthriller "Dunkirk".

Die Verleihung der BAFTAs gilt als glamouröseste Veranstaltung der britischen Filmindustrie. Über die Verteilung der Preise entscheiden die 6.500 Mitglieder der British Academy of Film and Television Arts. Deren Präsident ist Prinz William. Die schwangere Herzogin Kate erschien in einer dunkelgrünen Abendrobe an der Seite von Prinz William zu der Preisverleihung: Mitglieder des Königshauses tragen nur bei Trauer komplett Schwarz und halten sich mit deutlichen politischen Statements zurück. Allerdings zierte ein schwarzes Band Kates Empirekleid.

Vor der Gala hatte die Schauspielerin Emma Watson die Gründung eines Hilfsfonds für die Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz angekündigt. Die Britin spendete dafür eine Million Pfund (rund 1,1 Millionen Euro). Der Fonds wurde in einem offenen Brief angekündigt, den 200 britische und irische Schauspielerinnen unterzeichnet hatten, darunter Kate Winslet, Emma Thompson, Kristin Scott Thomas, Keira Knightley und Saoirse Ronan.

(APA/dpa/AFP)

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