Ein richtig kalter Winter – in der Nachspielzeit

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Symbolbild. APA/dpa Gerten (Martin Gerten)
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Österreich stehen – knapp vor dem meteorologischen Frühlingsbeginn am 1. März – die kältesten Tage des Jahres bevor. Ein so später Wintereinbruch kommt nur sehr selten vor, mancher Kälterekord dürfte eingestellt werden.

Wien. Ende Februar sind die Tage wieder länger, die Sonne steht höher. Die Schneeglöckchen zeigen sich, die Plusgrade sind oft zweistellig, kurz: Der Frühling scheint zum Greifen nah. Nur nicht heuer. Da meldet sich der Winter – in letzter Minute, denn am 1. März beginnt aus meteorologischer Sicht schon der Frühling – so kräftig wie lange nicht mehr zurück: Österreich muss sich auf eine mehrtägige Kältewelle einstellen. Ehe es dann Frühling wird. Bald. Hoffentlich.

  • - 30 Grad. Am kältesten wird es wenig überraschend in den Bergen: Auf 3000 Metern werden in den kommenden Tagen bis zu minus 30 Grad erwartet. „In Kombination mit dem eisigen Nordostwind fühlt sich das schnell wie minus 40 oder gar minus 50 Grad an“, sagt Ubimet-Meteorologe Josef Lukas zur „Presse“. Skifahren ist nur sehr eingeschränkt zu empfehlen: Sind Gesicht und Hände nicht gut geschützt, „können binnen weniger Minuten erste Erfrierungen auftreten“. Auch das Rote Kreuz warnt vor Erfrierungen: Die Gefahr besteht schon bei minus 5 Grad. Weht starker Wind (und das wird er), kann der Körper aber schon früher Schaden nehmen.
  • -25,6 Grad. Der kälteste Ort in diesem Winter war bisher der Brunnenkogel in Tirol, wo am 9. Dezember minus 25,6 Grad gemessen wurden. Ein Rekord, der in den kommenden Tagen ziemlich sicher eingestellt werden wird. Der kälteste bewohnte Ort dieses Winters war bisher Seefeld, ebenfalls in Tirol. Die minus 22,7 Grad werden ebenfalls nicht halten.
  • -15 Grad. Auch im Flachland wird es ab heute, Samstag, bis Mittwoch immer kälter. Am Montag wird es tagsüber minus zwölf bis minus zwei Grad haben (Letzteres eher nur im südlichen Kärnten). Am Mittwoch, dem aus heutiger Sicht kältesten Tag, sind tagsüber Temperaturen von minus 15 bis minus 3 Grad zu erwarten. Null Grad sind im ganzen Land jedenfalls außer Reichweite: Zumindest bis Freitag wird der Dauerfrost bleiben. Und auch wenn sich die Temperaturen Ende der Woche langsam wieder in Richtung Plusgrade bewegen: „Kaltluft hält sich normalerweise sehr zäh.“
  • 3 Mal so viel Schnee wie üblich fiel in diesem Winter bisher – er ist damit ein besonders schneereicher. So wurde etwa im (sonst eher schneearmen) Tiroler Oberland vier bis fünf Mal so viel Schnee wie sonst verzeichnet, am Arlberg lagen im Jänner acht Meter Neuschnee. Dank der kühlen Temperaturen in den Bergen blieb der Schnee auch liegen: In den drei Semesterferienwochen hatten praktisch alle Skiregionen ausreichend Naturschnee.
  • 3,2 Grad zu warm war der Jänner im langjährigen Vergleich. Durch die extreme Kälte in den kommenden Tagen dürfte der Winter aber im langjährigen Schnitt liegen, sagt Meteorologe Lukas – zumindest im Flachland. In den Bergen dürfte er angesichts der kommenden Kälte insgesamt zu kalt ausfallen.
  • 7 Meter tief ist die Neue Donau an ihren tiefsten Stellen, die Alte Donau ist bis zu vier Meter tief: Auch wenn beide Gewässer in den kommenden Tagen zufrieren werden, warnt die MA45 (Wiener Gewässer) vor dem Eislaufen: Die Gefahr, einzubrechen, ist groß, unter anderem, weil beide Gewässer durch Grundwasserzuflüsse gespeist werden – und das ist auch bei extremer Kälte sieben Grad warm. Durch die Erwärmung unter der Eisdecke kann diese sehr dünn sein, auch wenn die Außentemperatur deutlich unter null Grad liegt.
  • 10 Jahre. Dass es erst Ende Februar so richtig kalt wird, empfinden viele Menschen als außergewöhnlich. Zu Recht: Seit 1980 kommt eine so späte Kältewelle im Februar etwa alle zehn Jahre vor, im langjährigen Vergleich sogar noch seltener. Normalerweise ist der Jänner der kälteste Monat (wie es auch im Vorjahr der Fall war), der Februar oft schon deutlich milder. Diesmal aber dürfte, so Lukas, der Februar „bis zu zehn Grad unter dem langjährigen Schnitt liegen“.
  • 19,1 Grad. Der wärmste Ort in diesem Winter ist Eisenstadt – am 29. Jänner wurden hier 19,1 Grad gemessen.
  • 669 Liter pro Quadratmeter sind in diesem Winter bisher in Sulzberg in Vorarlberg gefallen – mehr als in jedem anderen Ort des Landes. Denn der Winter war nicht nur in den Bergen ein schneereicher, sondern in den Tälern auch ein ausgesprochen nasser. Die Regenmenge, die in Sulzberg in diesem Winter gefallen ist, entspricht der Regenmenge, die in Wien im ganzen Jahr (!) verzeichnet wird. Allerdings war der Winter in manchen Regionen wie dem Mürztal, großen Teilen Niederösterreichs und dem Norden Oberösterreichs sogar deutlich zu trocken.
  • 2007 Meter hoch ist die Rax, einer der Wiener Hausberge, an ihrer höchsten Stelle, der Heukuppe. Normalerweise ein sehr schöner Ort – in den kommenden Tagen allerdings ein sehr ungemütlicher: Mit minus 20 Grad wird die Rax einer der kältesten Orte im Osten sein. Generell sind auf 2000 Metern Seehöhe Temperaturen bis zu minus 24 Grad zu erwarten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2018)

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