Heinz-Christian Strache und Armin Wolf treffen einander doch nicht vor Gericht: Der Politiker entschuldigt sich beim ORF-Moderator auf Facebook und in der "Krone" und zahlt 10.000 Euro Entschädigung.
Der Streit zwischen ORF-Moderator Armin Wolf und Vizekanzler Heinz-Christian Strache nimmt eine überraschende Wende: Die beiden haben sich gütlich geeinigt und treffen einander nicht vor Gericht. Strache entschuldigt sich bei Wolf, dieser zieht im Gegenzug seine Klage wegen Kreditschädigung, Ehrenbeleidigung und übler Nachrede zurück. Wie Armin Wolf am Dienstagnachmittag auf seiner Webseite berichtet, ist Strache bereit, sich öffentlich für sein Facebook-Posting vom Faschingsdienstag zu entschuldigen, sämtliche Kosten des bisherigen Verfahrens zu tragen und eine Entschädigung in Höhe von 10.000 Euro zu bezahlen. Wolf will diese Summe an das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) spenden. Seine Webseite war am Dienstagabend kurz nach der Veröffentlichung der Neuigkeiten wegen Überlastung nicht erreichbar.
Auslöser für den Konflikt zwischen dem prominenten ORF-Mitarbeiter und dem Vizekanzler war ein Facebook-Post, das Heinz-Christian Strache in der Nacht auf den Faschingsdienstag auf seinem Profil veröffentlicht hatte. Zu sehen war ein Sujet, das Armin Wolf zeigte, darüber stand der Satz, in Anlehnung an den ORF-Werbespruch: „Es gibt einen Ort, wo Lügen und Fake News zu Nachrichten werden. Das sind der ORF und das Facebook-Profil von Armin Wolf." Für diese Behauptung entschuldigt sich Strache nun sowohl beim Angesprochenen als auch bei den ORF-Mitarbeitern und zwar zehn Tage lang auf seiner eigenen Facebook-Seite mit dem rechts unten eingeblendeten Text, aber auch einmalig in einem Inserat auf Seite drei der "Kronen Zeitung".
Seine Entschuldigung im Wortlaut: "Ich habe am 13. Februar 2018 in einem Posting auf meiner privaten Facebook-Seite erklärt, "Es gibt einen Ort, wo Lügen und Fake-News zu Nachrichten werden. Das sind der ORF und das Facebook-Profil von Armin Wolf. Diese Behauptung war unrichtig, und ich entschuldige mich bei Armin Wolf und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des ORF für diese unzutreffende Aussage. Ausdrücklich halte ich fest, dass ich Dr. Armin Wolf stets als höchst korrekten und professionellen Journalisten erlebt habe. Meine eingangs zitierte, auf meinem Facebook-Account veröffentlichte Aussage ziehe ich daher als unwahr zurück."

Armin Wolf schreibt auf seiner Webseite: "Mir scheint diese Lösung fair und sinnvoller als ein möglicherweise jahrelanger Rechtsstreit durch mehrere Instanzen, da ich nicht annehme, dass der Vizekanzler eine (wahrscheinliche) Verurteilung ohne Berufungsverfahren akzeptiert hätte." Ihm sei es nicht darum gegangen, "einen Politiker vor Gericht zu zerren, sondern klarzustellen, dass es bei aller – berechtigten und notwendigen – Kritik an der Arbeit von JournalistInnen und Medien auch Grenzen gibt, und zwar dort, wo es persönlich diffamierend wird. Diese Grenzen hat Herr Strache nun akzeptiert und er wird das auch vor einer großen Öffentlichkeit kundtun. Dabei war für mich entscheidend, dass er sich nicht nur bei mir, sondern bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ORF öffentlich entschuldigt. Damit ist die Angelegenheit für mich erledigt."
Wrabetz: Straches Entschuldigung ist "wichtiger Schritt"
Und wie geht es an der Streitfront ORF-Strache weiter? Die Klagen des ORF gegen den FPÖ-Chef (auf Unterlassung Widerruf) bzw. gegen Facebook (auf Löschung des Sujets) sind vorerst noch nicht erledigt. Derzeit "laufen Vergleichsgespräche zwischen den Anwälten", erklärte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gegenüber der APA. Straches Entschuldigung bei Wolf und den ORF-Journalisten bezeichnete er als "wichtigen Schritt".
Armin Wolf ließ es sich nicht nehmen, in seinem Text auf ein kürzlich erschienenes Interview von Strache im Gratisblatt "Österreich" hinzuweisen. Dort wurde der Vizekanzler auch damit zitiert:"Ich schätze auch den Herrn Armin Wolf. … Jedes Interview mit ihm ist in Wahrheit ein Genuss. Er geht mit allen gleichwertig und fair um."
Heinz-Christian Strache wurde im Verfahren von Anwalt Michael Rami, Armin Wolf von Michael Pilz vertreten.
(awa)