Um krisenfest zu sein und Flugzeuge kaufen zu können, muss die AUA deutlich mehr verdienen, sagt ihr Chef, Kay Kratky.
Wien. 101 Mio. Euro Betriebsgewinn: Mit diesem Rekordergebnis 2017 sollte AUA-Boss Kay Kratky den Verantwortlichen bei der Konzernmutter Lufthansa die Entscheidung leichter machen, die strenge Lufthansa-Regel, wonach Manager mit 60 abzutreten haben, zu durchbrechen und seinen Ende Juli auslaufenden Vertrag zu verlängern. Kratky wird im Mai 60 – ebenso wie die rot-weiß-rote Fluglinie, die nach der Sanierung zum fünften Mal in Folge schwarze Zahlen schreibt. Damit schwinden auch die Verlustvorträge.
Kratky würde seiner Linie untreu werden, würde er nicht die Freude über ein „sehr gutes Jahr“ und das Lob der Mitarbeiter mit einem ehrgeizigen Vorsatz verbinden: „Das Vorjahresergebnis ist wichtig, aber nur ein Zwischenschritt. Wir müssen pro Jahr 40 bis 60 Mio. Euro mehr verdienen, um krisenfest zu sein“, sagte er am Donnerstag. Damit ist Kratky mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr einig: „Die AUA ist die schwächste unserer Netzwerkfluglinien“, sagte Spohr, und „150 Mio. Euro Gewinn ist die Untergrenze.“
Allein die Verteuerung des Treibstoffes sei trotz Hedgings im Konzern eine Herausforderung, die derzeit durch den schwachen Dollar abgefedert werde, sagte der scheidende Finanzvorstand Heinz Lachinger. Kerosin wird in Dollar bezahlt. Dazu kommt die Konkurrenz der Billig-Airlines: Abgesehen von Eurowings hätten Vueling und Wizz angekündigt, nach Wien zu kommen. Ryanair verhandle, und Laudamotion stehe am Start.
Die AUA, die in den letzten beiden Jahren eine halbe Mrd. Euro in die Flottenerneuerung und die Modernisierung der Jets mit Internet und Premium Economy Class gesteckt hat, steht vor einer Großinvestition: Im Spätsommer soll über die Nachfolgemodelle der in die Jahre gekommenen sechs Boeing 767 entschieden werden. „Wir sprechen von einer bis zwei Mrd. Euro, je nachdem, ob es neue oder gebrauchte Maschinen sind – und welches Modell es wird.“
Fix ist, dass im Mai eine sechste Boeing 777 kommt. Die neuen Langstreckenziele stehen mit Tokio und Kapstadt schon fest – zwei Städte, die die AUA schon einmal angeflogen hat. Mit der Übernahme von fünf Airbussen der Air Berlin wird auch der Kurz- und Mittelstreckenverkehr ausgeweitet.
Die hohe Nachfrage nach Europaflügen, gekoppelt mit der Pleite von Air Berlin und Niki, brachte den Schub: Bei einem Umsatzplus von 7,9 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro stieg das Betriebsergebnis (Ebit) um 55 Prozent auf 101 Mio. Euro. Bereinigt um Flugzeugverkäufe waren es 94 Mio. Euro. Auch die 13Millionen Passagiere sind Rekord. Heuer wird das Ebit wegen der Kerosinverteuerung leicht fallen.
Niki-Personal steht Schlange
Erstmals nach Jahren stieg auch die Mitarbeiterzahl – um 464 auf 6914. Heuer und 2019 werden allein 300 Piloten dazukommen, auch, weil junge Lufthansa-Piloten, die wegen des Tarifstreits zu Hause keine Anstellung fanden und nach Österreich gingen, wieder in ihre Heimat zurückkehren. Der Rekrutierungspool liegt nahe: 100 bis 200 ehemalige Piloten und Flugbegleiter von Air Berlin und Niki hätten sich laut Kratky beworben. Zusätzlich bildet die AUA heuer hundert Piloten selbst aus. Ob und wie viele Flugzeuge der neuen Laudamotion an die Lufthansa bzw. ihre Töchter verleast werden, ließ Kratky offen. Er bestätigte lediglich Gespräche. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2018)