Die heutige Betriebsversammlung bei der AUA führt nicht nur zu umfangreichen Flugausfällen, sondern auch zu ersten Kampfmaßnahmen. Die Gewerkschaft schieße übers Ziel hinaus, heißt es in der Wirtschaftskammer.
Im Streit um den Kollektivvertrag bei der AUA verschärfen die Mitarbeiter den Ton. Sie beschlossen heute aus der Betriebsversammlung heraus einen halbstündigen Warnstreik. Der Antrag sei "aus der Mannschaft gekommen", 1.200 von 1.200 anwesenden AUA-Mitarbeitern hätten für die Arbeitsniederlegung gestimmt, sagte vida-Gewerkschafter Johannes Schwarcz zur APA.
Die Betriebsversammlung werde daher für eine halbe Stunde für den Warnstreik unterbrochen, wird dann aber weitergeführt, da noch Informationspunkte offen seien. Es könne auch noch bis am Abend weitergehen, so Schwarcz, das hänge von den weiteren Anträgen der Mitarbeiter ab.
Die AUA mußte aufgrund der Betriebsversammlung mehr Flüge als ursprünglich angekündigt stornieren. 150 der für heute geplanten 380 Flüge fallen aus. Laut AUA-Chef Kay Kratky sind über 12.000 Passagiere von den Streichungen betroffen. "Die kurzfristige Ausdehnung der Kampfmaßnahmen weist deutlich daraufhin, dass das Ziel der Gewerkschaft und des Betriebsrats eine Betriebsstörung ist. Es ist für uns nicht nachvollziehbar und völlig inakzeptabel, dass höhere Gehaltsforderungen noch dazu bei einem verschärften Wettbewerb auf dem Rücken unserer Kunden ausgetragen werden", sagte Kratky laut einer Aussendung der Austrian Airlines.
Unter den Ausfällen befinden sich Verbindungen zwischen Wien und Amsterdam, Basel, Bologna, Berlin, Belgrad, Brüssel, Bukarest, Kairo, Kopenhagen, Düsseldorf, Frankfurt, Genf, Graz, Hamburg, Innsbruck, Kiew, Köln, Leipzig, London, Lyon, Mailand, Minsk, Moskau, München, Paris, Prag, Sofia, Stuttgart, Teheran, Tel Aviv, Venedig, Warschau, Zagreb und Zürich. Auch die Flüge nach Washington und Toronto fallen aus. Der Flug nach Newark hingegen habe aus Wettergründen abgesagt werden müssen. An der Ostküste der USA tobt gerade ein Schneesturm.
Der Betriebsrat für das AUA-Flugpersonal hatte ursprünglich für den 6. und 7. März Betriebsversammlungen angesetzt, diese aber kurzfristig aufgrund von Krankheit verschoben. Die 140 im Vorfeld abgesagten Flüge fielen dennoch aus. 10.000 Passagiere waren betroffen.
Die Betriebsversammlungen wurden einberufen, weil die laufenden KV-Verhandlungen stocken. Das Unternehmen bietet unter anderem eine Gehaltserhöhung von 2,1 Prozent an, Betriebsrat und Gewerkschaft fordern mehr.
"Gewerkschaft schießt übers Ziel hinaus"
Die Wirtschaftskammer kritisiert Gewerkschaft und AUA-Betriebsrat für den Ablauf der heutigen Betriebsversammlung. Die Arbeitnehmervertretung schieße mit ihren Maßnahmen weit über das Ziel hinaus, schreibt Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ, in einer Aussendung.
Es würden nicht nur Flugpassagiere, das Unternehmen AUA und der Wirtschaftsstandort Österreich unter den Betriebsversammlungen bei der AUA leiden. "Auch und ganz besonders die Wirtschaft - jene Unternehmen, die mittels Luftfahrt ihr Business erledigen - kommen dadurch gewaltig unter Druck."
"Insbesondere die sehr kurzfristige Vorverlegung der Betriebsversammlung auf die Frühflüge war offensichtlich darauf ausgerichtet maximalen Schaden anzurichten", glaubt Klacska. "Auch die Tatsache, dass die Vorbesprechungen um 5.30 Uhr in den Dispatch-und Briefingräumen stattfanden, legt für Insider die Vermutung nahe, dass man jedenfalls sicherstellen wollte, dass möglichst alle Mitarbeiter davon erfasst werden."
Bereits im Februar hatte die Gewerkschaft vida Grünes Licht für "gewerkschaftliche Maßnahmen" bei de AUA gegeben. Diese reichten von Dienst nach Vorschrift über wiederholte Betriebsversammlungen bis hin zu Arbeitsniederlegung.
(APA)