Ein Pornostar, ein US-Präsident - und eine Drohung

Stormy Daniels
Stormy Daniels REUTERS
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Stormy Daniels berichtet, nach einer Affäre mit Donald Trump von einem Unbekannten bedroht worden zu sein: "Ich hatte Angst." Trump streitet bisher ab, mit Daniels eine Affäre gehabt zu haben.

US-Pornostar Stormy Daniels hat nach eigenen Angaben in der Vergangenheit aus Angst über ihre angebliche Affäre mit Donald Trump geschwiegen. Sie sei bedroht worden, sagte sie in einem am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview des Senders CBS. "Ich hatte Angst", sagte die Schauspielerin, die mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford heißt.

Sie beharrt darauf, dass sie 2006 eine Affäre mit Donald Trump hatte - kurz nachdem dessen Frau Melania den gemeinsamen Sohn Barron zur Welt gebracht hatte. Trump weist dies zurück. Sein persönlicher Anwalt, Michael Cohen, hat Daniels nach deren Fernsehinterview eine Unterlassungsaufforderung zukommen lassen. Daniels solle sich für ihre Andeutungen entschuldigen, Trump stecke hinter gegen sie erhobene Drohungen, heiße es in dem Schreiben des Anwalts von Cohen, wie der Sender Fox News am Montag berichtete.

Zudem solle Daniels künftig "falsche und verleumderische Erklärungen" über Cohen unterlassen. Daniels hatte in dem CBS-Interview erklärt, ihr sei 2011 von einem Unbekannten körperliche Gewalt angedroht worden, sollte sie ihre angebliche Affäre mit Trump öffentlich machen.

Schweigegeld von Cohen

In dem TV-Interview schilderte die heute 39-Jährige Daniels, dass sie wenige Tage vor der US-Präsidentenwahl 2016 aus Angst ein Schweigegeld von Trumps persönlichem Anwalt Michael Cohen angenommen habe. Sie sei Jahre zuvor von einem Unbekannten bedroht und aufgefordert worden, nichts über die Affäre verlauten zu lassen, sagte Clifford. Daran habe sie sich erinnert, als sie die Schweigevereinbarung mit Cohen unterzeichnet habe.

2011 sei ein Mann an sie herangetreten - kurz, nachdem sie mit dem Magazin "In Touch" vereinbart hatte, ihre Geschichte zu erzählen. Zunächst habe sie sich gegen Zahlung von 15.000 Dollar (heute 12.149,68 Euro) zu dem Interview mit dem Magazin bereit erklärt. Nachdem sie von dem Mann auf einem Parkplatz in Las Vegas bedroht wurde, sagte sie das Interview aber ab und ging auch nicht zur Polizei. "Er sagte mir: Lass Trump in Ruhe. Vergiss die Geschichte. (...) Und dann schaute er meine Tochter an und sagte, das ist ein hübsches kleines Kind. Es wäre eine Schande, wenn ihrer Mutter etwas geschehen würde."

Stormy Daniels wies darauf hin, dass sie im Laufe der Zeit Magazin-Angebote erhalten habe, die ihr weitaus mehr Geld hätten einbringen können als die von Cohen gebotenen 130.000 Dollar (105.297,26 Euro). "Ich habe nicht einmal verhandelt", sagte sie über die von Cohen angebotene Summe. Das allein schon beweise, dass sie nicht aus Opportunismus oder Geldgier gehandelt habe. Auch mehrere Dementis der Affäre habe sie nur aus Angst unterzeichnet, sagte Daniels. "Ich fühlte mich eingeschüchtert. (...) Und ich wusste nicht, was ich tun sollte."

Die in ihrer Branche über Jahre hinweg äußerst erfolgreiche Pornodarstellerin und -regisseurin betonte, dass sie nur einmal Sex mit Trump gehabt habe. Das sei völlig freiwillig geschehen, auch wenn sie sich nicht zu ihm hingezogen gefühlt habe. Sie sei kein Opfer gewesen.

Trump bestreitet die Affäre. Ob sich der Präsident das Interview in der Sendung "60 Minutes" ansah, wurde nicht bekannt. Er war am Sonntagabend allein von einem Familienwochenende auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida ins Weiße Haus zurückgekehrt. First Lady Melania hält sich mit dem Sohn Barron, der Schulferien hat, weiter dort auf - "der Tradition entsprechend", wie das Weiße Haus betonte.

Verstoß gegen Wahlkampffinanzierungs-Regeln?

Das Interview war groß angekündigt worden. Das "Wall Street Journal" hatte im Jänner über die Schweigevereinbarung berichtet. Seitdem ist das Thema immer wieder hochgekocht. Trumps Anwalt Cohen hat zugegeben, Daniels rund eine Woche vor der Wahl 130.000 Dollar im Gegenzug für ihr Schweigen bezahlt zu haben - aus eigener Tasche und ohne Wissen Trumps, wie er sagt. Die Zahlungen erfolgten nach Medienberichten über eine Scheinfirma, die er zuvor gegründet hatte.

Großes Interesse gibt es an der Frage, ob mit der Schweigegeldzahlung Gesetze zur Wahlkampffinanzierung gebrochen wurden - und ob Trump selber dabei eine Rolle spielte.

Stormy Daniels zog kürzlich vor Gericht, um die Vereinbarung zu kippen. Sie argumentiert, dass diese nie gültig gewesen sei, weil Trump persönlich sie nicht unterzeichnet habe. Cohen droht ihr mit massiven Schadensersatzforderungen - eine Million Dollar für jeden Vertragsbruch. Zusammen mit Trump will er zudem erreichen, dass der Rechtsstreit nicht in einem öffentlichen Prozess, sondern in einem Schlichtungsverfahren hinter geschlossenen Türen entschieden wird.

"Nicht okay, als Lügnerin dargestellt zu werden"

Auf die Frage des Starreporters Anderson Cooper, warum sie jetzt alles an die Öffentlichkeit bringen wolle, antwortete Daniels/Clifford unter anderem: "Es ist nicht okay für mich, als Lügnerin dargestellt zu werden." Sie wolle sich verteidigen. Auf die Frage, was sie Trump sagen wollte, wenn er ihr Interview sähe, antwortete sie: "Er weiß, dass ich die Wahrheit sage."

(APA)

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