Kren – der bescheidene Begleiter

Rund 80 Landwirte bauen das Wurzelgemüse vorwiegend in der Steiermark an. Pro Pflanze braucht es zwölf bis 15 Handgriffe.

Kren ist ein bescheidenes Gemüse. Es ist das ganze Jahr über verfügbar, zu Ostern ist es besonders wichtig, aber im Mittelpunkt steht es nie. Gilt Kren doch nur als – wenn auch sehr wichtiges – Beiwerk zu Fleisch, Beinschinken oder auch zu Gemüse, wie Roten Rüben.

Hierzulande wird Kren vor allem in der Steiermark angebaut, vorwiegend im Südosten, etwa in den Bezirken Radkersburg und Feldbach. Rund 80 Landwirte kultivieren ihn auf insgesamt 380 Hektar. Geerntet wird zwei Mal im Jahr, die Haupternte erfolgt von Ende Oktober bis Dezember. Ein Teil des Krens wird über den Winter in der Erde gelassen, um ihn im Frühling – rechtzeitig vor Ostern – zu ernten. Denn Kren ist winterhart, und der Boden ein gutes Lager. Aber auch in speziellen Kühllagern (bei minus zwei Gard Celsius und 95 bis 97 Prozent Luftfeuchtigkeit) hält er bis zu einem Jahr lang. Laut dem Verein Steirischer Kren werden jährlich 4000 Tonnen produziert.

Kren braucht Zeit

Einfach ist er nicht, der Krenanbau, weshalb lediglich ein Landwirt auf die biologische Wirtschaftsweise setzt. Es erfordert viel Handarbeit und Zeit. Die Ernte, das sogenannte Kren heben, erfolgt händisch. Der Verein Land schafft Leben hat gar die einzelnen Handgriffe gezählt und ist pro Pflanze auf zwölf bis 15 Handgriffe gekommen.

Kren ist eine der wenigen Kulturen, bei denen kein Samengut zugekauft werden muss. Stattdessen werden einfach die Seitenwurzeln abgetrennt (die sogenannten Fechser), geputzt, gelagert und nächsten Frühling wieder ausgepflanzt.

In der Küche kommt Kren lediglich frisch gerieben und roh zum Einsatz. Würde man ihn kochen, wäre es schade um das charakteristische Aroma. Der Koch Johann Reisinger, der bei allen Lebensmitteln eine ganzheitliche Verwertung praktiziert, hat auch zum Kren einen kreativen Zugang – der sich allerdings vorwiegend an jene richtet, die Kren im eigenen Garten ziehen. So verwendet er die jungen, grünen Triebe (die Blätter des Krens müssen vor der Ernte gefroren sein, damit er nicht zu viel Wasser hat; im Frühling kommen dann die junge Triebe nach) und macht daraus Erdäpfelkrapferl. Aus den kleinen Seitenwurzeln macht er Krentee. Letzteres hat durchaus Tradition. Wurde doch früher Kren mit Honig vermischt und als Hausmittel gegen Erkältung verwendet. Und dass Kren speziell zu Ostern eine wichtige Rolle spielt, hat nicht nur damit zu tun, dass er hervorragend zu Beinschinken passt. Er soll auch verdauungsfördernd wirken.

("Die Presse am Sonntag", Printausgabe vom 01.04.2018)

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