Der China-Pakistan-Wirtschaftskorridor ist ein Flaggschiffprojekt der Seidenstraßeninitiative. Für Islamabad ist der Deal klar: Chinesische Gelder gegen eine geostrategisch günstige Lage.
Als bahnbrechend, gar schicksalverändernd hatten pakistanische Kommentatoren Chinas Megaprojekt schon bezeichnet, als sich unter dem versprochenen Glanz und Glamour nur die größten Optimisten etwas vorstellen konnten. Wo sich vor Kurzem einstöckige Lagerhallen auf Sanddünen aneinanderreihten, soll bald Pakistans größter Tiefseehafen mit einer Umschlagsmenge von 400 Millionen Tonnen entstehen. Von einem Fischerdorf in eine moderne Industriestadt soll sich das bitterarme Gwadar im Süden des Landes entwickeln. Manche träumen gar von einem zweiten Hongkong oder Singapur.
Das Hafenprojekt ist eines der Herzstücke des sogenannten China/Pakistan-Wirtschaftskorridors, ein Flaggschiffprojekt der BRI. Ursprünglich hatte Xi Jinping Islamabad 46 Milliarden US-Dollar für die Umsetzung versprochen. Diese Summe hat sich seit 2015 auf 62 Milliarden US-Dollar erhöht. Das 3000 Kilometer umspannende Netzwerk aus bitternötigen Verkehrswegen, Kraftwerken und Stromleitungen soll von Kaschgar im Westen Chinas bis zum Arabischen Meer reichen: im Westen Pakistans nach Gwadar, in der von Separatisten und Islamisten gebeutelten Provinz Belutschistan; im Osten über Punjab in die Küstenmetropole Karachi.