Die Staatsanwaltschaft nannte erstmals die Summe, mit der sich Bill Cosby und sein mutmaßliche Opfer Andrea Constant vor zwölf Jahren geeinigt hatten.
Gegen den früheren US-Fernsehstar Bill Cosby ist am Montag erneut ein Prozess wegen Missbrauchs eröffnet worden. Zum Auftakt der Verhandlung in Norristown im US-Bundesstaat Pennsylvania gab die Anklage bekannt, dass Cosby einem mutmaßlichen Missbrauchsopfer vor zwölf Jahren im Zuge einer außergerichtlichen Einigung 3,38 Millionen Dollar (2,75 Mio. Euro) gezahlt hatte.
Dem mittlerweile 80-jährigen Comedy-Star wird vorgeworfen, 2004 in seinem Haus in Philadelphia eine Frau mit Tabletten betäubt und sich an ihr vergangen zu haben. Der erste Prozess war im vergangenen Juni geplatzt, weil sich die Geschworenen nicht auf ein Urteil einigen konnten. Nun begann die zweite Auflage.
Die meisten Anschuldigungen sind verjährt Der afroamerikanische Schauspieler wird von rund 60 Frauen beschuldigt, sie in früheren Jahrzehnten missbraucht zu haben. Da die meisten Anschuldigungen verjährt sind, beschränkt sich der neue Prozess auf den Fall aus dem Jahr 2004. Cosby hatte bereits 2006 mit seinem mutmaßlichen Opfer Andrea Constant eine außergerichtliche Einigung erzielt. Die Höhe der Zahlung war aber bisher geheim geblieben.
Die Staatsanwaltschaft nannte die Summe nun, um Cosbys Verteidigung zuvorzukommen. Cosbys neuer Anwalt Tom Mesereau hatte die Zahl anführen wollen, um Constant als geldgierig darzustellen. Staatsanwalt Kevin Steele betonte aber, dass seine Behörde aus eigenen Stücken den Fall wieder aufgerollt habe - Constant habe dies nicht verlangt.
Das erste Verfahren gegen den US-Komiker Bill Cosby wurde im Sommer 2017 abgebrochen, am 9. April startete die Neuauflage - sie endete mit einem Schuldspruch und einer dreijährigen Haftstrafe - auch wenn Cosbys Anwälte Berufung angekündigt haben. Hier die Missbrauchsvorwürfe gegen ihn in zeitlicher Abfolge. 1965 An der Oberfläche sieht alles nach einer Ausnahme-Karriere aus: Cosby ist der erste Afroamerikaner, der als prominenter Hauptdarsteller in einer TV-Serie auftritt. Für diese Rolle in der Krimi-Serie "Tennisschläger und Kanonen" (Originaltitel: "I Spy") gewinnt er in den folgenden Jahren insgesamt vier Emmys. Zugleich erhebt eine 22-jährige Sekretärin einer Talentagentur den ersten Vorwurf der sexuellen Nötigung. Im Bild mit Eartha Kitt in "I Spy" Imago 1969 tritt Cosby tritt in einer nach ihm benannten Sitcom auf und entwickelt 1972 die Zeichentrickserie "Fat Albert and the Cosby Kids", in der er einer der Cartoon-Figuren seine Stimme leiht. Mindestens sieben Frauen behaupten, Cosby habe sie in dieser Zeit unter Drogen gesetzt und vergewaltigt. Eine von ihnen ist die Schauspielerin Louisa Moritz ("Einer flog über das Kuckucksnest"). Cosby soll sie gezwungen haben, ihn oral zu befriedigen und gedroht haben, ihre Karriere zu zerstören, sollte sie jemandem davon erzählen. Imago Cosby spielt an der Seite von Sidney Poitier und Harry Belafonte in dem Film "Samstagnacht oben in der Stadt" mit. Laut einer 2015 in Kalifornien eingereichten Zivilklage nötigt er zu dieser Zeit in Hugh Hefners Playboy-Villa in Los Angeles ein 15-jähriges Mädchen sexuell. Eine lange Freundschaft verband Bill Cosby mit Hugh Hefner. Hier im Bild sieht man die beiden 2016, ein Jahr vor Hefners Tod. Imago "Die Bill Cosby Show" startet und wird zum Welterfolg. Das Format läuft bis 1992. In dieser Zeit behaupten mindestens 16 Frauen, dass Cosby sie unter Drogen setzte und sexuell nötigte. Imago Ende der 90er Jahre werden Cosby von Colleges und Universitäten mehr als ein Dutzend Ehrendoktortitel verliehen. Außerdem behaupten sechs weitere Frauen, er habe sie sexuell genötigt. Die Basketballerin Andrea Constand ist eine zentrale Zeugin aus dieser Zeit. Sie war an der Temple University von Philadelphia angestellt, Cosby war ein einflussreicher Kurator der Hochschule. Constand sagte aus, dass er sie im Jänner 2004 in seinem Haus in der Nähe von Philadelphia mit Tabletten betäubt und dann sexuell missbraucht habe. Reuters Weil die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Cosby ablehnte, entschloss sich Constand zu einer Zivilklage. Cosby sagte unter Eid aus, Beruhigungsmittel für Sex mit Frauen einzusetzen. Der Prozess endete 2006 mit einer außergerichtlichen Einigung. 2016 wurde der Fall dann aber von der Staatsanwaltschaft neu aufgerollt. Reuters Der Comedian Hannibal Buress macht auf der Bühne Witze, dass der "selbstgefällige" Moralist Cosby ein Vergewaltiger sei. Das Video verbreitet sich rasant. Bald darauf häuft sich die Zahl der Frauen, die mit Vorwürfen gegen Cosby an die Öffentlichkeit gehen. Der Streamingdienst Netflix und der TV-Sender NBC stellen geplante Cosby-Projekte ein, Wiederholungen der "Bill Cosby Show" werden gestrichen. Universitäten ziehen ihre Ehrendoktortitel zurück, Cosbys Stern am Walk of Fame wird mit dem Wort "Vergewaltiger" beschmiert. Reuters Weitere Frauen werfen Cosby sexuelle Nötigung vor. 13 von ihnen verklagen ihn. Gegen sieben von ihnen reicht Cosby Gegenklage wegen Verleumdung und Einkommenseinbußen ein. Seine Tour "Far From Finished" bricht er ab. Die Staatsanwaltschaft in Pennsylvania rollt den Fall Constand neu auf und erhebt am 30. Dezember Strafanzeige. Auch eine frühere "Cosby Show"-Schauspielerin, Lili Bernard, erhebt in dieser Zeit Vorwürfe gegen Cosby. Auf einer Pressekonferenz in New York sagte sie aus, er habe sie in den 1990er-Jahren unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht. Reuters Am 5. Juni 2017 war der Auftakt des ersten Strafprozesses gegen Cosby wegen sexueller Nötigung. Nachdem sich die zwölfköpfige Jury auch nach mehr als 50 Stunden langen Beratungen nicht einigen konnte, ging der Prozess am 17. Juni ergebnislos zu Ende. Die Staatsanwaltschaft kündigte umgehend einen neuen Prozess an. Reuters Für die Neuauflage des Prozesses hatte am 2. April die Auswahl der Jury begonnen. Zwölf Juroren mussten gefunden werden. Der Prozessauftakt wurde für den 9. April angesetzt. Reuters Der frühere TV-Star wurde am 26. April von einer Jury für schuldig befunden worden. Die Geschworenen sahen die Schuld des 81-Jährigen in allen Punkten der Anklage als erwiesen an. APA/AFP/GETTY IMAGES/Mark Makela Am 25. September ist Cosby schließlich wegen schwerer sexueller Nötigung in drei Fällen zu mindestens drei Jahren Haft verurteilt worden. Seine Anwälte kündigten Berufung an. REUTERS Chronologie eines gesellschaftlichen Abstiegs (APA/AFP)
Lesen Sie mehr zu diesen Themen: