Hypo Alpe Adria: Rätsel um Fußballmillionen

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Eine Politikerin vermutet hinter Zahlungen für das Klagenfurter Stadion eine "Geldwaschanlage". Die Hypo verweigerte dem Rechnungshof eine Prüfung von Sponsoren.

Wien/Klagenfurt (ju/APA). Der Klagenfurter Fußballklub Austria Kärnten gerät wegen ungeklärter Sponsorengeldflüsse immer stärker ins Visier der deutschen Fahnder – und der bayerischen Politik. Dabei fiel am Mittwoch vor einer Sondersitzung der BayernLB-Sonderkommission in München erstmals das Wort „Geldwaschanlage“.

Wie berichtet steht der ehemalige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider im Verdacht, von Geschäftspartnern des Landes Kärnten (nicht nur im Fall Hypo Alpe Adria) Sponsorzahlungen für die Austria Kärnten verlangt zu haben. In Deutschland gehen die Wogen wegen einer Zahlung über zwei Mio. Euro an den Fußballklub durch die Berliner BayernLB-Tochter DKB hoch. Personen aus dem Umfeld der BayernLB hatten bei Einvernahmen durch die Münchener Staatsanwaltschaft erklärt, Haider habe diese Zahlung als eine Vorbedingung für den Verkauf der Hypo-Anteile des Landes an die BayernLB gefordert – und auch erhalten.

Prominente Zeugenliste

Ungeklärt ist, ob – und wenn ja welche – Gegenleistungen der Fußballklub für den Sponsorbeitrag erbracht hat. Die stellvertretende Vorsitzende der Münchener Landesbank-Kontrollkommission, die SPD-Politikerin Inge Aures, sagte vor der gestrigen Sitzung, es müsse nun eindeutig geklärt werden, ob tatsächlich Geld ohne echtes Sponsoring geflossen sei und es sich damit um eine „Geldwaschanlage“ gehandelt habe.

Ein ganz sauberes Gewissen scheint das Management der Hypo Alpe Adria bei dem Sponsoring-Deal jedenfalls nicht gehabt zu haben: Im Jahr 2008 wollte der Kärntner Landesrechnungshof das Sponsoring beim Fußballklub überprüfen – und blitzte beim Vorstand ab. Begründung: Die Bank stehe nicht im Eigentum des Landes, die Anteile halte vielmehr die Landesholding. Und für die sei der Rechnungshof nicht zuständig.

Die Landesholding verteidigte dieses Vorgehen gestern mit der formalen Berufung auf das Aktiengesetz. Der Vorstand der Hypo habe nach eingehender rechtlicher Prüfung entschieden, dass der Landesrechnungshof keine Prüfkompetenz besitze. Und ein Aktionär (die Landesholding, Anm.)habe sich in Fragen der Geschäftsführung bei den Organen einer Aktiengesellschaft „nicht einzumischen“.

Die Sponsorgelder an den Fußballklub Austria Kärnten (im Gegenzug heißt das Klagenfurter Stadion „Hypo Group Arena“) waren am Mittwoch auch Thema bei einer Sitzung des Kärntner Untersuchungsausschusses zum Hypo-Skandal. Am Mittwoch wurde ein „vorläufiger Fahrplan“ für den Ausschuss festgelegt. Zudem wurden mögliche Zeugenladungen diskutiert.

Auf der – noch nicht beschlossenen – Zeugenwunschliste finden sich neben dem amtierenden Finanzminister Josef Pröll auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, der kroatische Exgeneral Vladimir Zagorec (der in Kroatien zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden ist), der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber und die Witwe des verunglückten Ex-Landeshauptmanns, Claudia Haider. Letztere war nämlich eine Zeit lang auch Vizepräsidentin der Austria Kärnten, die wegen ungeklärter Sponsorengeldflüsse im Kreuzfeuer der Ermittler steht.

Unterdessen wird über einen bevorstehenden Austausch des amtierenden Vorstands bei der Hypo spekuliert. Wie verlautete, soll sich im Aufsichtsrat eine Mehrheit für den Austausch des gesamten Vorstands herausbilden. Die Ausschreibung soll in den nächsten Tagen erfolgen, Ende März entschieden werden. Der derzeitige Vorstandsvorsitzende Franz Pinkl wurde erst im Juni des Vorjahres bestellt.

AUF EINEN BLICK

Die Sponsormillionen der BayernLB
für den Fußballklub Austria Klagenfurt geraten immer stärker in die Schusslinie
der bayerischen Politiker: Mitglieder der BayernLB-Kontrollkommission bezweifeln echte Gegenleistungen und vermuten eine „Geldwaschanlage“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2010)

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