Besuchsdiplomatie: Merkel löst Macron in Washington ab

Angela Merkel (CDU)
Angela Merkel (CDU)imago/Rüdiger Wölk
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Die deutsche Kanzlerin stellt den Handelsstreit sowie die Krisen in Syrien und im Iran in den Mittelpunkt ihres Besuchs.

Kaum ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron aus Washington abgereist, folgt die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU): Sie  bricht am frühen Donnerstagabend zu ihrem zweiten Besuch bei US-Präsident Donald Trump nach Washington auf. Dabei dürften der drohende Handelskrieg zwischen den USA und Europa sowie die Krisen in Syrien und im Iran im Mittelpunkt stehen.

Nach Macron ist Merkel die zweite wichtige Europapolitikerin innerhalb weniger Tage, die mit Trump zusammentrifft. Erstmals hatte Merkel den US-Präsidenten im März vergangenen Jahres besucht.

Merkel hat wiederholt betont, wie zentral die Partnerschaft mit den USA trotz bestehender Meinungsverschiedenheiten mit Trump für Deutschland sei. Die Kanzlerin dürfte dem US-Präsidenten, der in der Wirtschaftspolitik auf Abschottung setzt, erneut klarmachen, dass sich Europa in dieser Frage nicht auseinanderdividieren lässt. Das auf zweieinhalb Stunden angesetzte Arbeitstreffen ist für Freitagabend deutscher Zeit vorgesehen.

Bis zum 12. Mai muss Trump entscheiden

Vor allem mit Blick auf den Handel wird die Zeit knapp. Die EU ist bis zum 1. Mai ausgenommen von erhöhten US-Zöllen auf Stahl und Aluminium. Aber auch beim Thema Iran ist Dringlichkeit angesagt. Bis zum 12. Mai muss Trump entscheiden, ob die USA Sanktionen gegen den Iran weiterhin aussetzen. Dies wird de facto auch als Entscheidung über den Verbleib der USA im internationalen Atomdeal mit dem Iran angesehen. Trump hat sich immer wieder kritisch über das Abkommen geäußert.

Der Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt, Peter Beyer, sagte, Merkel könne bei Trump am besten im Tandem mit Macron etwas erreichen. "Es gibt gemeinsame Ziele und ein abgestimmtes Vorgehen, auch wenn Macron und Merkel unterschiedliche Rollen wahrnehmen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Macron ist auf der persönlichen Ebene etwas näher an Trump dran.". Merkel könne mit ihrer pragmatischen Beharrlichkeit gut Sachthemen vorantreiben. "Merkel und Macron können sehr gut im Tandem arbeiten", sagte Beyer.

Der Wirtschaftsrat der CDU sieht im Treffen zwischen Merkel und Trump eine entscheidende Weichenstellung für die Handelspolitik. Merkel müsse eine dauerhafte Ausnahme für die neuen US-Strafzölle auf Stahl für die EU fordern, sagte der Generalsekretär des Verbandes, Wolfgang Steiger der "Rheinischen Post" (Donnerstag).

Der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin forderte von Merkel Klartext in Washington. Macrons Charmeoffensive habe bei Trump in der Sache wenig bewirkt, befand Trittin. Am Freitag werde es daher für Merkel ernst. So sei der Iran-Deal weiter in akuter Gefahr. "Schmeichelei wird keine amerikanischen Zugeständnisse bringen", warnte Trittin und fügte hinzu: "Merkel muss mit Trump eine Sprache sprechen, die er versteht: die der Kosten-Nutzen-Rechnung."

Bei der Mehrheit der Deutschen überwiegt unterdessen der Pessimismus mit Blick auf das transatlantische Verhältnis. Mehr als zwei Drittel glauben demnach, dass sich das Verhältnis zwischen Deutschen und den USA eher verschlechtern (47,3 Prozent) oder deutlich verschlechtern (20,8 Prozent) wird, wie eine Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Funke-Mediengruppe (Donnerstag) ergab. Nur 5,7 Prozent meinen, die Beziehung werde sich eher oder deutlich verbessern. Gut jeder Fünfte (21,6 Prozent) erwartet keine Änderung.

(APA/dpa)

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