Bei der Hauptversammlung blieb Konzernchef Oliver Schumy Details zur künftigen Aufstellung schuldig, betonte aber die strategische Bedeutung des S-Immo-Einstiegs.
Wien. Die große österreichische Immo-Lösung: Zwei Jahre arbeiteten Immofinanz und CA Immo – mit wechselnder Intensität – daran, bis die Fusion im Jänner auf Eis gelegt worden ist. Das Karussell in der heimischen Immobilienszene ist deshalb nicht zum Stillstand gekommen. Im Gegenteil: Es dreht sich seither noch heftiger, und die beiden Gesellschaften sind weiter im Spiel – mit der S-Immo als Drittem im Bund.
Kein Wunder also, dass der große Saal im Austria Center am gestrigen Freitag bei der Hauptversammlung der Immofinanz knallvoll besetzt war. Wollten die Aktionäre doch Genaues über die neue Strategie – und vor allem deren Kosten – wissen, die naturgemäß auch den Aktienkurs beeinflusst. Seit März legen die Papiere aller drei Gesellschaften stark zu, auch am Freitag tendierten die Aktien leicht im Plus.
In den vergangenen Wochen ging es Schlag auf Schlag: Zuerst kündigte der US-Fonds Starwood an, 26 Prozent an der CA Immo (CAI) und fünf Prozent an der Immofinanz kaufen zu wollen. Noch während die Spitzen der beiden Unternehmen über die Bewertung des bis 30. Mai laufenden Offerts nachdachten (Immofinanz lehnte inzwischen ab, CAI gab keine Empfehlung), drehte die Immofinanz den Spieß um und gab den Kauf von 29,14 Prozent an der S-Immo bekannt. Verkäufer sind Investor Ronny Pecik und Immobilientycoon René Benko. Sie erhalten 20 Euro je Aktie – für die Immofinanz ein nicht gerade kleiner Brocken von insgesamt 390 Mio. Euro.
Nur einen Tag später sorgte die Immofinanz erneut für Aufsehen, indem sie verlautete, sich von ihrem 26-prozentigen Anteil an der CAI trennen zu wollen. Zufall oder nicht: Genau so viel will, wie gesagt, Starwood kaufen. Was mit der CAI nicht geklappt hat, soll also nun mit der kleineren S-Immo funktionieren: der Zusammenschluss. „Ja, unser Ziel ist die Fusion“, bestätigte Immofinanz-Chef Oliver Schumy den Aktionären, die die zuvor ausführlich geschilderten Geschäftszahlen und die von sechs auf sieben Cent angehobene Dividende mit höflichem Applaus quittierten. Das war es aber auch schon, was Schumy und Finanzvorstand Stefan Schönauer zur aktuellen Entwicklung sagten.
Da half auch nicht intensives Nachbohren, das sich über Stunden zog. So etwa von Florian Beckermann. Der Vertreter des Interessenverbands für Anleger (Präsident Wilhelm Rasinger enthielt sich jeglicher Wortmeldung, weil er Aufsichtsrat der S-Immo ist) wollte vor allem wissen, warum die Immofinanz nicht schon früher bei der S-Immo zugeschlagen habe – vor Pecik und Benko. Mit deren Engagement sei der Preis gestiegen. „Wie viel ist Ihnen die Macht wert?“, fragte der Kleinaktionärsvertreter mit dem Hinweis, dass es bei den Deals um nichts anderes als „den Preis der Macht“ gehe. Auch der umtriebige Investor Klaus Umek fühlte – über seinen Anwalt – der Immofinanz-Führung auf den Zahn.
Anfechtung droht
Das S-Immo-Paket sei eine strategische Beteiligung im Hinblick auf eine Fusion – das rechtfertige den Preis allemal, meinte Schönauer. Schumy räumte ein, dass man laufende Verfahren nicht kommentieren dürfe. Er sagte nur, dass für das CAI-Paket „sehr großes Interesse“ bestehe und man den Verkauf bis Sommer abschließen möchte. Was den S-Immo-Einstieg betreffe, liefen Kartellprüfungen in sieben Ländern. Diese dürften einige Monate dauern. Mit einem „Widerspruch zu Protokoll“ hält sich der IVA jedenfalls die Möglichkeit offen, Punkte der Hauptversammlung anfechten zu können.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2018)