Eltern waren immer allein zuständig für die Geschmacksbildung ihrer Kinder. Heute müssen sie sich diese Aufgabe teilen – mit den Kleinen und mit Bildungseinrichtungen.
Früher wurde das Thema kurz und bündig erledigt. „Was auf den Tisch kommt“, sagte die Mutter, schaute grimmig – und schon war die Botschaft angekommen: essen, was auf dem Teller liegt, auf ein Butterbrot hoffen oder hungrig ins Bett. Dieser Ansatz landete zusammen mit der autoritären Erziehung längst in der pädagogischen Mottenkiste, hatte aber den Vorteil, dass Kinder notgedrungen auf verschiedene Geschmäcker kommen mussten.
Heute zählen Kooperation und Gleichberechtigung – auch am Familientisch. Deshalb sagen oft schon die Kleinsten, was auf den Tisch kommt, mitunter „bestellen“ sie sogar verschiedene Gerichte. Viele Eltern sind mit dieser Praxis unzufrieden, wägen sie aber gegen mühsame Diskussionen am Ende eines langen Tages ab – und kochen ihren Kindern nach dem Mund.