ÖFB-Team: Ein Wiedersehen an der Seitenlinie

Stanislaw Tschertschessow kehrt als russischer Teamchef kommenden Mittwoch nach Innsbruck zurück.
Stanislaw Tschertschessow kehrt als russischer Teamchef kommenden Mittwoch nach Innsbruck zurück.(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Franco Foda und Stanislaw Tschertschessow lieferten sich als Spieler zahlreiche Duelle, beim Länderspiel Österreich gegen Russland treffen sie sich als Trainer. Über geteilte Erinnerungen und unterschiedliche Zielsetzungen.

Wien. Deutschland und Brasilien sind gedanklich noch in weiter Ferne, wenn Teamchef Franco Foda am Samstagvormittag 23 Spieler (Stefan Hierländer, Deni Alar und Xaver Schlager reisen erst nach der letzten Bundesligarunde an) in Schwaz zur ersten Trainingseinheit bittet. „Im Moment zählt für mich das erste Spiel, das ist Russland“, betonte der Deutsche. Der WM-Gastgeber gastiert am kommenden Mittwoch in Innsbruck (20.45 Uhr), an der Seitenlinie kommt es für Foda zu einem Wiedersehen mit Stanislaw Tschertschessow.

Tschertschessow betreut seit Juli 2016 die russische Nationalmannschaft, bis Ende der 90er-Jahre hat sich der heute 54-Jährige als Torhüter bei Wacker Innsbruck viele Ligaduelle mit Foda und Sturm Graz geliefert. Besonders bitter in Erinnerung geblieben ist dem ÖFB-Teamchef jedoch eine Niederlage im deutschen Cup: 1993 scheiterte Foda im Viertelfinale mit seinem damaligen Klub Leverkusen an Dynamo Dresden und Tschertschessow, der den entscheidenden Elfmeter hielt, indem er einfach stehen geblieben war. „Das sagt auch etwas über die Person aus, dass er ruhig ist, sehr clever, sehr routiniert“, meinte Foda. „Das überträgt er auch auf die russische Nationalmannschaft.“ Als Trainer treffen die beiden zum zweiten Mal aufeinander, das erste – ungleiche – Duell 2005 im ÖFB-Cup entschied Tschertschessow mit Tirol gegen Foda und die zweite Sturm-Mannschaft klar mit 3:0 für sich.

Russland sucht nach WM-Form

All das ist jedoch Vergangenheit, in der Gegenwart erwartet Foda eine große Herausforderung für das Nationalteam. Die Heim-WM werde die Sbornaja beflügeln, „sie haben eine große Möglichkeit, sich zu Hause zu präsentieren“, vermutete der 54-Jährige. Die Vorbereitung auf die Endrunde im eigenen Land verläuft für die Russen, die ihr Trainingslager in Neustift im Stubaital abhalten, bislang jedoch nicht nach Wunsch.

Seit der Übernahme von Tschertschessow nach dem Vorrunden-Aus bei der EM in Frankreich gab es in 18 Spielen inklusive Confederations Cup nur fünf Siege (Südkorea, Ungarn, Neuseeland, Rumänien und Ghana), seit fünf Spielen ist die Mannschaft sieglos. Gegen Österreich möchte Tschertschessow einiges ausprobieren. „Es kann sein, dass wir noch nicht in Topform sind“, meinte er, kündigte jedoch vollen Einsatz an. „Das ist Fußball, da geht man auf den Platz und gibt alles. Vorsichtig sein geht nicht.“

Foda warnte umgekehrt besonders vor dem Pressing, das Russland unter Tschertschessow praktiziert. „Sie sind im Spiel nach vorn sehr aggressiv, spielen zügig“, erklärte der Teamchef nach dem ersten Videostudium. Gewisse Ideen habe er bereits im Kopf. „Es gilt für uns Lösungen zu suchen, die werden wir haben.“

Bereits am Tag nach dem Russland-Spiel übersiedelt Foda mit dem ÖFB-Team nach Klagenfurt, wo am 2. Juni das Länderspiel gegen Deutschland steigt. Auch mit dem Weltmeister-Trainer Joachim Löw verbindet den Teamchef eine, wenn auch kurze, gemeinsame Geschichte. Im Herbst 1996 spielte Foda unter Löw in Stuttgart. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2018)

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