Der 63-jährige Ejup Ganic wurde am Londoner Flughafen Heathrow festgenommen. Serbien wirft ihm Kriegsverbrechen vor. Ganic hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Der frühere Präsident der bosnisch-kroatischen Föderation, Ejup Ganic, ist am Montag in London wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen festgenommen worden. Britische Grenzbeamte nahmen den 63-Jährigen am Morgen auf dem Flughafen Heathrow in Gewahrsam, teilte Scotland Yard mit. Ganic habe versucht, das Land zu verlassen. Die serbische Regierung hatte entsprechende Haftbefehle ausgestellt.
Ganic soll für die Tötung unbewaffneter Soldaten der jugoslawischen Armee im Mai 1992 verantwortlich sein und damit gegen die Genfer Menschenrechtskonventionen verstoßen haben. Ganic war 1997 bis 1999 sowie 2000 bis 2001 Präsident der bosnisch-kroatischen Föderation. Beim Angriff bosnischer Milizen auf die unter UN-Schutz aus der Hauptstadt Sarajevo abziehenden Truppen wurden 1992 nach serbischen Angaben 42 Soldaten getötet und 73 verletzt.
Der Ex-Politiker wies jede Schuld für den Angriff zurück. Diese "falschen serbischen Anschuldigungen" habe schon das UN-Kriegsverbrechertribunal abgelehnt, betonte Ganic.
Ein Sprecher des britischen Außenministeriums bestätigte die Festnahme. Serbien habe den Haftbefehl wegen Beihilfe zum Mord und der Verletzung der Genfer Konvention beantragt. Die serbischen Behörden müssten nun vollständige Unterlagen liefern, bevor eine Anhörung vor Gericht zur Ausweisung von Ganic eingeleitet werden könne.
(Ag.)