Chile: Nachbeben behindern die Hilfsbemühungen

Chile Nachbeben behindern Hilfsbemuehungen
Chile Nachbeben behindern Hilfsbemuehungen(c) EPA (LEO LA VALLE)
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Chiles Präsidentin schickt 7000 weitere Soldaten in die Erdbebengebiete. Sie sollen das Verteilen von Hilfsgütern ermöglichen. Binnen weniger Stunden wurde das Land von elf Nachbeben erschüttert.

Nachbeben und schlechtes Wetter haben am Dienstag die Hilfsbemühungen in den chilenischen Erdbebengebieten erschwert. Allein seit Mitternacht wurden elf Beben von Stärken bis zu 5,5 gemessen. Nach Plünderungen, Brandstiftungen und Schießereien im Bereich der am heftigsten betroffenen Großstadt Concepcion beruhigte sich die Lage etwas.

Präsidentin Michelle Bachelet entsandte weitere 7000 Soldaten in die Katastrophenregion. Sie sollen die öffentliche Ordnung garantieren, damit Hilfsgüter verteilt werden können. "Wir werden keine Straftaten mehr tolerieren. Die Bilder aus Concepcion sind schlicht nicht hinnehmbar und wir werden mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgehen", warnte die Staatschefin.

Unterdessen wurde US-Außenministerin Hillary Clinton zu einem Kurzbesuch in Santiago erwartet. Sie wollte sich einen Eindruck über das Ausmaß der Katastrophe verschaffen, bei dem mehr als 700 Menschen ums Leben kamen und weite Landstriche im Zentrum und Süden des Landes verwüstet wurden. Das Erdbeben der Stärke 8,8 vom Samstag sei in seinen Auswirkungen schlimmer als alles, was Chile bisher erlebt habe.

Kaufhäuser gehen in Flammen auf

Am Montag drohte die Lage noch völlig zu eskalieren, es wurden Schießereien zwischen bewaffneten Bürgerwehren, Plünderern und dem Militär gemeldet. Der Unmut über die Behörden wurde immer größer: Die Warnung vor dem Tsunami sei viel zu spät gekommen, und die Hilfslieferungen lassen auch auf sich warten.

In Concepcion gingen ein Kaufhaus und ein Großmarkt nach Plünderungen in Flammen auf. Dabei sollen nach unbestätigten Berichten bis zu 20 Menschen ums Leben gekommen sein.

Warten auf Hilfsgüter

Allerdings sahen sich viele Bürger zu Einbrüchen und Plünderungen von Lebensmittelgeschäften gezwungen, da auch zwei Tage nach dem Beben der Stärke 8,8 noch immer kaum Wasser und Lebensmittel in Concepcion angekommen waren - und schon gar nicht in den kleineren Ortschaften des Katastrophengebiets. Die Versorgung mit Wasser, Strom und Gas ist ebenfalls seit dem Beben am Samstagmorgen unterbrochen.

Der Tsunami, der auf das Beben Samstag früh folgte, traf offenbar viele Menschen unerwartet. Die Feuerwehr habe nach dem Beben allen Überlebenden per Radio-Mitteilung geraten, nicht vor die Tür zu gehen. Dadurch wurden viele Menschen zuhause von der Flutwelle überrascht.

723 Todesopfer offiziell registriert

Bei der EU in Brüssel ging eine Bitte um Hilfe aus Chile ein. Benötigt würden vor allem Unterstützung beim Bau von Brücken, medizinische Betreuung, Anlagen zur Wasseraufbereitung und Telekomverbindungen, sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton in Brüssel.

Die Zahl der registrierten Todesopfer wurde mit 723 angegeben. Die Zahl werde jedoch weiter steigen, sagte Innenminister Edmundo Perez Yoma. "In den Küstenregionen hat ein Tsunami ganze Ortschaften fortgerissen. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr schlechte Nachrichten werden wir bekommen." Das Erdbeben vom Samstag ist das fünfstärkste Beben gewesen, das jemals gemessen wurde.

Vor allem in Maule und Biobio gelten zahlreiche Menschen noch als vermisst. Die genaue Zahl der Obdachlosen war unbekannt. Die Zahl der zerstörten oder beschädigten Wohnungen wurde mit etwa zwei Millionen angegeben.

(APA)

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