Laut Nasa-Forschern hat das Beben die Erdachse verschoben und die Erdumdrehung beschleunigt. Damit verkürzt sich die Dauer der Tage. Indes schwindet die Hoffnung, Verschüttete lebend zu bergen.
Das Erdbeben vor der Küste Chiles hat laut Experten der US-Raumfahrtbehörde Nasa zu einer Verschiebung der Erdachse geführt.
Nach dem Beben brach in weiten Teile des Landes Chaos aus, es kam zu Plünderungen und Gewaltausbrüchen. Laut UNO ist die Lage mittlerweile unter Kontrolle. Die Zahl der Todesopfer stieg laut Regierung auf fast 800.
Tage künftig um 1,26 Mikrosekunden kürzer
Durch das Beben der Stärke 8,8 habe sich die Erdachse nach Berechnungen des Wissenschaftlers Richard Gross um acht Zentimeter verschoben, erklärte die NASA am Dienstag. Sollte sich dies bestätigen, würde das laut Gross bedeuten, dass die Tage künftig um 1,26 Mikrosekunden kürzer sind.
Eine Mikrosekunde entspricht dem millionsten Teil einer Sekunde. Die Erde dreht sich in 24 Stunden einmal um ihre eigene Achse. Verändert sich deren Lage, verändert sich auch die Art der Rotation und entsprechend die Dauer der Tage. Durch das Erdbeben der Stärke 9,1 im Dezember 2004 im Indischen Ozean hatte sich nach Angaben der NASA die Erdachse um rund sieben Zentimeter verschoben. Dadurch seien die Tage um 6,8 Mikrosekunden kürzer geworden.
Durch das Beben der Stärke 8,8 habe sich die Achse nach Berechnungen des Wissenschaftlers Richard Gross um acht Zentimeter verschoben, erklärte die Nasa am Dienstag. Das Beben hat der Erde demnach zudem einen Drall verpasst - sie dreht sich jetzt etwas schneller. Die Dauer eines Tages habe sich dadurch um 1,26 Millionstel Sekunden verkürzt, berichten die Forscher.
Schwindende Hoffnung für Verschüttete
Knapp vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben schwindet die Hoffnung der Rettungskräfte, noch Überlebende aus den Trümmern zu bergen. Allein in der zerstörten Stadt Concepcion wurden unter den eingestürzten Häusern fast 500 Menschen vermutet.
Nach bisherigem Stand kamen bei dem Beben der Stärke 8,8 mindestens 795 Menschen ums Leben. Die Behörden gingen aber davon aus, dass die Zahl noch steigen wird. Allerdings hofft der Katastrophenschutz, dass sich viele der Vermissten in Sicherheit bringen konnten. Wegen zerstörter Telefonleitungen und Straßen hätten sie womöglich noch keine Verbindung zu ihren Angehörigen aufnehmen können.
Viele Einwohner warfen der Regierung in Santiago vor, zu langsam auf die Katastrophe reagiert zu haben. Das Erdbeben hatte einen Tsunami ausgelöst, der erst nach einigen Stunden auf die Küste getroffen war und mehrere Menschen in den Tod riss.
Hilfe erreicht Opfer
Mittlerweile kommen immer mehr Hilfslieferungen zu den etwa zwei Millionen Opfern. Hubschrauber der Luftwaffe und Marineschiffe brachten den Menschen in den verwüsteten Regionen erstmals Lebensmittel und Medikamente. Dank starker Militärpräsenz und nächtlicher Ausgangssperren kam es kaum noch zu Plünderungen und Raubüberfällen.
"Ja, es hat Plünderungen und Schießereien gegeben, das waren aber Einzelfälle. Wir können die Situation, den Umständen entsprechend, als ruhig bezeichnen", sagte die stellvertretende UN-Nothilfekoordinatorin Catherine Bragg am Dienstag in New York. Die Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet hatte vorsorglich weitere 7000 Soldaten in das Katastrophen-Gebiet südlich der Hauptstadt Santiago entsandt.
UN-Koordinatorin lobt Chile
Bragg lobte die chilenische Regierung und die Katastrophenvorsorge des Landes. "Chile ist vielleicht das Land Lateinamerikas, das am besten für eine solche Katastrophe vorbereitet ist. Es hat außerordentlich strenge Bauvorschriften. Welches andere Land würde schon ein Beben der Stärke 8,8 so überstehen?" Es gebe eine klare Führung, die sich auch in der Krise bewiesen habe. "Deshalb sind die Vereinten Nationen auch nur mit einem verhältnismäßig kleinen Team hier."
(Ag.)