Ejup Ganic, Ex-Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums, wurde Montagabend in London festgenommen. Sowohl Serbien als auch Bosnien wollen seine Auslieferung.
Serbien und Bosnien-Herzegowina wollen von Großbritannien die Auslieferung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ejup Ganic. Das Ex-Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums war Montagabend auf dem Londoner Flughafen Heathrow festgenommen worden, als er versuchte, das Land zu verlassen.
Ejup Ganic soll als Mitglied der Staatsführung während des Bosnien-Krieges für den Tod von mindestens 18 Soldaten der damaligen Jugoslawischen Volksarmee (JNA) verantwortlich sein. Bosnische Sonderpolizisten sollen laut der serbischen Justiz auf Befehl von Ganic am 3. Mai 1992 auf unter UNO-Schutz stehende Truppen geschossen haben, die aus Sarajevo abzogen. Dabei waren nach unterschiedlichen Angaben bis zu 42 Menschen getötet und rund 70 verletzt worden.
Freilassung auf Kaution?
Laut Medienberichten soll Ganic bis zu einer Anhörung am 29. März im Gefängnis des Gerichtes von Westminster bleiben. Sein Sohn Emir, sagte allerdings der Tageszeitung "Dnevni avaz", dass sein Vater das Recht habe, seine Freilassung gegen Kaution zu beantragen.
Diese belaufe sich auf umgerechnet 219.000 Euro und werde noch am Dienstag überwiesen werden. Der serbische Innenminister Ivica Dacic erklärte demgegenüber, dass der Kautionsantrag von britischen Behörden zurückgewiesen worden sei.
Bosnische Justzi betont Zuständigkeit
Der bosnische Justizminister Barisa Colak zeigte sich über den von Belgrad angekündigten Auslieferungsantrag überrascht. Gemäß bilateraler Abkommen sei für Ganic ausschließlich die bosnische Justiz zuständig, da die ihm angelasteten Kriegsverbrechen in Bosnien passiert seien, erläuterte Colak.
Der Chef der bosniakischen SDA (Partei der Demokratischen Aktion) Sulejman Tihic, kritisierte die Festnahme Ganics in London. Sie werde keine Folgen für Ganic haben, werde jedoch die Beziehungen zwischen Bosnien und Serbien verschlechtern.
(Ag.)