Wie bereits durch die Exit-Polls angedeutet, hat eine klare Mehrheit der Iren für das Ende des Abtreibungsverbots gestimmt.
Ministerpräsident Leo Varadkar, der sich vehement für die Gesetzesänderung eingesetzt hat, sprach am Samstag vom Höhepunkt einer stillen Revolution, die sich seit zwei Jahrzehnten in dem vormals streng katholischen Land vollzogen habe. Er kündigte an, die Gesetzesänderung noch vor Jahresende zu vollziehen. Das "Nein"-Lager gestand seine Niederlage ein. "Was die irischen Wähler gestern getan haben, ist ein Tragödie von historischem Ausmaß", sagte der Sprecher der Anti-Abtreibungskampagne, John McGuirk.
Irland hat eines der restriktivsten Abtreibungsgesetze in der Europäischen Union (EU). Kein anderes gesellschaftspolitisches Thema hat die Bevölkerung so gespalten wie Abtreibung. Erst 2013 wurde das strikte Verbot für den Fall aufgehoben, dass das Leben der Mutter in Gefahr ist. Mit dem neuen Gesetz soll Abtreibung ohne Beschränkung in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft erlaubt werden.
Die Wahllokale hatten bis zum späten Freitagabend geöffnet. Daher begann die Auszählung der Stimmen erst am Samstag um 10.00 Uhr.
"Das Volk hat gesprochen. Das Ergebnis scheint überwältigend zu sein", sagte Ministerpräsident Varadkar vor Journalisten in Dublin. McGuirk von der Anti-Abtreibungskampagne rief seine Landsleute zu Toleranz auf. Man solle auch diejenigen respektieren, die sich nicht in der Mehrheit wiederfänden.
Mit dem Votum wurde ein im Jahr 1983 beschlossener Artikel aus der Verfassung gestrichen, der menschliches Leben ab der Empfängnis im Mutterleib unter gesetzlichen Schutz stellte. Frauen und Ärzten drohten für die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen bis zu 14 Jahre Haft.
(Red./APA/DPA/Reuters)