„Der ORF kriegt sein Geld, egal, was er macht“

Markus Breitenecker (ProSiebenSat1Puls4), Rainer Nowak („Presse“), Linda Heimgartner (SRG), Armin Thurnher („Falter“) und Alexander Wrabetz (ORF) diskutierten bei der Medienenquete.
Markus Breitenecker (ProSiebenSat1Puls4), Rainer Nowak („Presse“), Linda Heimgartner (SRG), Armin Thurnher („Falter“) und Alexander Wrabetz (ORF) diskutierten bei der Medienenquete.APA/HANS PUNZ
  • Drucken

In Wien wurde über die Zukunft der Medien diskutiert. Vertreter der Privatsender forderten dabei mehr Geld und weniger ORF-Werbung.

Wien. Wie kann es mit den heimischen Medien, allen voran mit dem ORF, in Zeiten zunehmender Konkurrenz durch internationale Medienriesen wie Facebook, Amazon oder Google weitergehen? Was brauchen die Medien, um zu überleben – und wo sollen die Mittel für etwaige Förderungen herkommen? Das stand am Donnerstag und Freitag bei der vom Bundeskanzleramt veranstalteten Medienenquete in Wien zur Diskussion.

Einmal mehr richteten sich die Begehrlichkeiten der privaten Medien dabei an den ORF: „Heute“-Herausgeberin Eva Dichand plädierte dafür, die ORF-Werbezeiten zu halbieren. Oe24-Chef Niki Fellner hätte gern Zugriff auf das ORF-Archiv. ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker kritisierte, dass die Privaten jedes einzelne Programm extra einreichen müssen, um eine Förderung zu erhalten: „Der ORF hingegen kriegt sein Geld, egal, was er macht, auch wenn ein Mensch in einem Windkanal steht und Geldscheine fängt.“ Auch er hat die ORF-Werbeerlöse (2017 waren das 232,6 Millionen Euro) im Visier – sie sollten umgeschichtet werden, der Öffentlich-Rechtliche dafür jenen Teil der GIS-Gebühr refundiert bekommen, der an Länder und Bund fließt.

Die Privaten forderten von der Medienpolitik außerdem Förderungen für ihre Public-Value-Inhalte. Rainer Nowak („Presse“) kritisierte, dass fast ausschließlich übers Fernsehen diskutiert wurde: „Was Public Value sicher nicht ist: nur Bewegtbild.“ Markus Mair, Vorstand der Styria Media Group forderte die Erhöhung der Presseförderung: „Da braucht es mehr Geld.“

Der ORF bot den Privaten Zusammenarbeit an – etwa eine gemeinsame Videoplattform („Österreich-Player“). Auch wenn niemand die Existenz des ORF oder dessen öffentliche Finanzierung infrage stellte – es war der übliche Hickhack zwischen ORF und Privaten. Noel Curran von der European Broadcasting Union warnte: „Wir streiten hier um die Krümel, aber irgendwann läuft uns jemand mit dem Kuchen davon.“

Wrabetz: US-Serien „passen nicht mehr“

Am Freitag wurde u. a. über Public Value diskutiert. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verteidigte den öffentlich-rechtlichen Mehrwert des Senders und ließ mit einer Ankündigung aufhorchen: „ORF eins wird umgebaut.“ Der hohe Anteil an US-Filmen und US-Serien passe „programmlich nicht zu den Anforderungen der Jetztzeit“.

Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) lieh den Klagen und Forderungen der Branche sein Ohr. Was davon tatsächlich umgesetzt wird, sollte sich in den kommenden Monaten zeigen. Eine Novelle des ORF-Gesetzes wird für Anfang 2019 erwartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

How I Met Your Mother - immer und immer wieder auf ORFeins - auch heute.
Medien

ORFeins wird umgebaut: US-Serien "passen nicht mehr"

Das Programm auf ORFeins passe "programmlich nicht zu den Anforderungen der Jetzt-Zeit", sagte ORF-General Wrabetz. Bei der Medienenquete ging es um wertvolle Inhalte.
Die Medienenquete.
Medien

"Wir rammen uns die Messer in den Rücken, weil der Kuchen kleiner wird"

Bei der Medienenquete wurde am Donnerstag auch über die ORF-Marktmacht gestritten. Heute, Freitag, wird darüber gesprochen, was wertvoll ist.
Gerhard Zeiler, Mathias Döpfner und Minister Gernot Blümel (ÖVP) vor der Eröffnung der Medienenquete. DER BUNDESREGIERUNG: ZEILER / D…PFNER / BL†MEL
Medien

Enquete: Das fordern die Medienbosse

Mathias Döpfner und Gerhard Zeiler blickten über den Tellerrand: EU-Verlegerrecht und E-Privacy-Verordnung als „Steilvorlagen“ für Medienminister Gernot Blümel und die österreichische EU-Präsidentschaft.
Zeiler: "Ich kenne das Management der BBC. Dort hat keiner Angst vor einer Volksabstimmung."
Medien

ORF: "Wichtigster Auftrag ist journalistische Unabhängigkeit"

Gerhard Zeiler erteilt bei der Medienenquete der Budgetfinanzierung des ORF eine Absage. Er sei aber personell überbesetzt und das Management müsse Fehler zugeben können.
Minister Blümel lernte die österreichische Medienpolitik als "ein einziges großes Missverständnis" kennen.
Medien

Blümel: "Das kann doch nicht Medienpolitik sein"

Mit impliziter Kritik auch an seiner Partei eröffnete der Kanzleramtsminister die Medienenquete. Es geht um weit mehr als Kritik an der ORF-Berichterstattung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.