In Wien wurde über die Zukunft der Medien diskutiert. Vertreter der Privatsender forderten dabei mehr Geld und weniger ORF-Werbung.
Wien. Wie kann es mit den heimischen Medien, allen voran mit dem ORF, in Zeiten zunehmender Konkurrenz durch internationale Medienriesen wie Facebook, Amazon oder Google weitergehen? Was brauchen die Medien, um zu überleben – und wo sollen die Mittel für etwaige Förderungen herkommen? Das stand am Donnerstag und Freitag bei der vom Bundeskanzleramt veranstalteten Medienenquete in Wien zur Diskussion.
Einmal mehr richteten sich die Begehrlichkeiten der privaten Medien dabei an den ORF: „Heute“-Herausgeberin Eva Dichand plädierte dafür, die ORF-Werbezeiten zu halbieren. Oe24-Chef Niki Fellner hätte gern Zugriff auf das ORF-Archiv. ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker kritisierte, dass die Privaten jedes einzelne Programm extra einreichen müssen, um eine Förderung zu erhalten: „Der ORF hingegen kriegt sein Geld, egal, was er macht, auch wenn ein Mensch in einem Windkanal steht und Geldscheine fängt.“ Auch er hat die ORF-Werbeerlöse (2017 waren das 232,6 Millionen Euro) im Visier – sie sollten umgeschichtet werden, der Öffentlich-Rechtliche dafür jenen Teil der GIS-Gebühr refundiert bekommen, der an Länder und Bund fließt.
Die Privaten forderten von der Medienpolitik außerdem Förderungen für ihre Public-Value-Inhalte. Rainer Nowak („Presse“) kritisierte, dass fast ausschließlich übers Fernsehen diskutiert wurde: „Was Public Value sicher nicht ist: nur Bewegtbild.“ Markus Mair, Vorstand der Styria Media Group forderte die Erhöhung der Presseförderung: „Da braucht es mehr Geld.“
Der ORF bot den Privaten Zusammenarbeit an – etwa eine gemeinsame Videoplattform („Österreich-Player“). Auch wenn niemand die Existenz des ORF oder dessen öffentliche Finanzierung infrage stellte – es war der übliche Hickhack zwischen ORF und Privaten. Noel Curran von der European Broadcasting Union warnte: „Wir streiten hier um die Krümel, aber irgendwann läuft uns jemand mit dem Kuchen davon.“
Wrabetz: US-Serien „passen nicht mehr“
Am Freitag wurde u. a. über Public Value diskutiert. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verteidigte den öffentlich-rechtlichen Mehrwert des Senders und ließ mit einer Ankündigung aufhorchen: „ORF eins wird umgebaut.“ Der hohe Anteil an US-Filmen und US-Serien passe „programmlich nicht zu den Anforderungen der Jetztzeit“.
Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) lieh den Klagen und Forderungen der Branche sein Ohr. Was davon tatsächlich umgesetzt wird, sollte sich in den kommenden Monaten zeigen. Eine Novelle des ORF-Gesetzes wird für Anfang 2019 erwartet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2018)