Die Fans freuen sich auf lange Zugfahrten, doch mangelnde Sprachkenntnisse sind ein Problem bei der WM.
Moskau. Die Fans haben den Manegeplatz zu ihrem Treffpunkt auserkoren. Da stehen in Flaggen gehüllte Mexikaner, ein Peruaner spielt auf der Gitarre, Kroaten fotografieren sich vor der WM-Uhr. Der Countdown zum Eröffnungsspiel am Donnerstag beträgt nur noch ein paar Stunden. Tarngefleckte Soldaten der Nationalgarde laufen über den Platz und zeigen demonstrativ Präsenz. Doch die Stimmung ist entspannt.
Viele Besucher sind gerade erst angekommen und müssen sich orientieren: Wo sind die Stadien? Wie kommt man zur Fanzone? Nohelia Llerena Ccasani und ihr Begleiter blicken leicht verzweifelt auf das Handydisplay: Den U-Bahn-Plan gibt es nur in kyrillischer Schrift. Unlesbar. Moskau sei eine „riesige Stadt, in der man die Geschichte spürt“, erklärt die 35-jährige Peruanerin begeistert. Dann kommt ein großes Aber: „Hier spricht kaum jemand Englisch.“ „Nicht einmal im McDonald's“, wirft ihr Freund ein. Die Orientierung auf der Straße und in der Metro sei sehr schwierig, es gebe zu wenig Hilfspersonal. Am Samstag spielt ihr Nationalteam gegen Dänemark in Saransk. Auf die Zugreise freuen sie sich schon. „Das wird eine neue Erfahrung.“
Von Verständigungsschwierigkeiten berichtet auch Osama Sarhan, 35, aus Ägypten. Er hat Karten für drei Spiele der ägyptischen Nationalelf. Am Donnerstag geht es nach Jekaterinburg, wo das Team am nächsten Tag spielen wird. 26 Stunden wird er im Zug verbringen – doch das stört ihn nicht. „Ich mag das Konzept“, sagt Sarhan. „So lernt man das Land kennen.“
Ximena Marquez aus Mexiko hat als Austauschstudentin die letzten Wochen der WM-Vorbereitung in Moskau beobachtet. Die 21-Jährige ist gespannt, wie die russischen Gastgeber die Gäste begrüßen werden. Logistisch sei man gut vorbereitet. Marquez fragt sich, wie es zwischenmenschlich laufen wird. „Latinos sind lebensfroh und expressiv“, sagt sie und deutet auf die musizierenden Peruaner. „Russen sind reservierter. So eine große Menge an Ausländern ist man hier nicht gewohnt.“ (som)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2018)