Selbst im Weltall ist die Fußball-WM 2018 zu sehen: Satellitenbilder der zwölf Stadien in St. Petersburg, Kaliningrad, Rostow, Samara, Nischni Nowgorod, Sotschi, Moskau (Spartak), Jekaterinburg, Kasan, Saransk, Moskau (Luschniki) und Wolgograd.(c) AFP
In Russland ist noch einmal alles wie gewohnt: Es ist Sommer, 32 Nationen kämpfen um den Titel, und jeder blickt auf Messi und Ronaldo. 2022 wartet eine Advent-WM, 2026 die XXL-Ausgabe mit 48 Teams.
Moskau/Wien. Heute, 17 Uhr, wird die Fußball-WM angepfiffen. Russland, Gastgeber der 21. Endrunde, trifft auf Saudiarabien. Vielleicht ist es kein spielerischer Leckerbissen, aber es ist der Auftakt des größten Sportereignis des Jahres. Und auch der Beginn der letzten WM, wie wir sie kennen.
Gastgeber
Russland erwartet die 32 Mannschaften und die Fans mit zwölf Stadien, neun davon wurden eigens für das Event neu erbaut, in elf Städten. Katar 2022 ist dank Ölmilliarden und sportpolitischer Vernetzung ein Fall für sich, danach dürfte die Austragung des Turniers in einzelnen Ländern ob der Aufstockung auf 48 Teilnehmer ab 2026 immer unrealistischer werden.
Nur wenige Länder verfügen über den dafür nötigen finanziellen und infrastrukturellen Hintergrund. WM-Besucher in Russland werden die vergleichsweise noch geringen Distanzen und die einheitliche Währung schätzen.
Der gewohnte Modus von acht Vierergruppen mit je zwei Aufsteigern (nach traditioneller Fifa-Regel Tordifferenz vor direktem Duell) kommt nur noch bei dieser und der nächsten WM zum Einsatz. Ab 2026 sind mit 48 Teilnehmern und Sechzehntelfinale große Rechenspiele vorprogrammiert, obgleich das genaue Format erst noch bestimmt wird.
In Russland (Spielbeginn: zwölf, 15, 17 oder 20 Uhr) feiert der Videobeweis seine WM-Premiere. Jedes Tor wird im Hintergrund auf Abseits kontrolliert.
Vergabe
Eine WM lässt sich offenbar kaufen. Zig Vergaben haben gezeigt, dass korruptionsanfällige Funktionäre des Fußballweltverbandes Fifa die Chance auf höhere Einnahmen ergreifen. Als die Endrunde nach Russland vergeben wurde, war das nicht anders. Dass Katar als aktuelle Nummer 98 der Welt die WM 2022 erhielt, war vermutlich der Höhepunkt des WM-Schachers.
Noch aber lässt sich zumindest der WM-Pokal nicht kaufen. Bei allen Begleiterscheinungen, die das größte Sportereignis des Jahres mit sich bringt – die WM ist ein Fußballturnier in seiner ursprünglichsten Form. Anders als im Klubfußball, bei dem die Kluft zwischen Groß und Klein größer und von der Fußballunion Uefa mit Fixplätzen und Prämien sogar forciert wird, spielen bei der WM die traditionellen Fußballnationen. Nur umstrittene Quotenplätze relativieren manchmal die Qualität.
Lionel Messi, 30, und Cristiano Ronaldo, 33, haben den Fußball im vergangenen Jahrzehnt dominiert. Der Argentinier beim FC Barcelona, der Portugiese bei Real Madrid, jeweils fünfmal wurden sie Weltfußballer des Jahres. Russland dürfte ihre letzte Chance sein, erstmals die WM zu gewinnen. „Wir wollen alle dasselbe: einen großen Titel mit der Nationalmannschaft“, sagt Messi, der mit Argentinien die größeren Chancen hat. Europameister Ronaldo ist zurückhaltend: „Wir wissen, dass wir keine Favoriten sind.“
Neun der zwölf Spielstätten der Fußballweltmeisterschaft in Russland wurden eigens dafür neu erbaut. Das Olympiastadion Luschniki in der russischen Hauptstadt Moskau ist keines davon. Es wurde lediglich umgebaut. Das Stadion ist die größte Spielstätte der WM, 81.000 Zuschauer haben darin Platz. (Zum Vergleich: Österreichs größtes Stadion, das Ernst-Happel-Stadion, hat eine Kapazität von 51.400 Plätzen.) In der Anlage findet sowohl das erste Spiel der WM zwischen Russland und Saudi-Arabien als auch das Endspiel am 15. Juli statt. imago/Russian Look
Das Sankt-Petersburg-Stadion ist das zweitgrößte Stadion der WM und hat Platz für 68.134 Menschen. Die Anlage wurde erst 2017 eingeweiht. Der Bau der Arena begann allerdings bereits im Jahr 2007. Unter anderem werden hier ein Halbfinalmatch und das Spiel um Platz drei ausgetragen. In dem Stadion werden auch Spiele der EM 2020 stattfinden. Diese wird in zwölf europäischen Ländern ausgetragen. imago/Russian Look
Vier Jahre zuvor fanden hier noch die Medaillenzeremonien der olympischen Winterspiele statt. Heuer ist das Olympiastadion Sotschi Austragungsort von sechs Fußball-WM-Spielen, darunter ein Viertelfinalspiel. Das Stadion Fisht, wie es auch genannt wird, bietet Platz für 48.000 Besucher. Die Arena selbst beheimatet keinen eigenen Klub, aber es soll von der russischen Nationalmannschaft genutzt werden. Die Stadt Sotschi liegt im Süden von Russland am Schwarzen Meer. imago/Russian Look
Die Wolgograd Arena bietet Platz für 45.568 Besucher. Sie liegt in der gleichnamigen Stadt im Südwesten Russlands. Das Stadion wurde von 2014 bis 2017 gebaut. Das erste Spiel in der Arena fand erst im April dieses Jahres statt. Während der WM werden dort vier Gruppenspiele ausgetragen. Danach wird der Verein Rotor Wolgograd die neue Spielstätte nutzen. imago/Russian Look
Das Spartak Stadion befindet sich in der russischen Hauptstadt Moskau. Die Arena ist benannt nach dem Verein, der in ihr beheimatet ist: Spartak Moskau. Die Kapazität des Stadions beträgt 45.360 Plätze. In der Spielstätte werden vier Gruppenspiele sowie ein Achtelfinalspiel ausgetragen. Hier erstrahlt die Arena in den Farben ihrer Heimmannschaft. Die farbliche Gestaltung der Fassade kann aber verändert werden. imago/Russian Look
Die Rostow-Arena bietet Platz für 45.145 Zuschauer. Sie befindet sich in der Stadt Rostow am Don und liegt am Ufer des Flusses Don. Hier werden vier Spiele der Gruppenphase ausgetragen und ein Achtelfinalmatch. Die Spielstätte wurde eigens für die WM errichtet und von 2012 (erste Vorarbeiten) beziehungsweise 2014 bis 2017 gebaut. Die Anlage ist die neue Heimat des Klubs FK Rostow. imago/Russian Look
Die Kasan-Arena befindet sich in der gleichnamigen Stadt, die östlich von Moskau liegt. Das Stadion ist in seiner Form einer Seerose nachempfunden. Es bietet Zuschauern 45.105 Plätze und im Jahr 2013 eröffnet. Dort werden vier Gruppenspiele sowie ein Achtelfinal- und ein Viertelfinalspiel stattfinden. Das charakteristischste Merkmal ist wohl die 150 Meter breite und 35 Meter hohe LED-Medienfassade. Sie ist mit drei Millionen LEDs bestückt und damit die größte LED-Fassade der Welt. Die Arena ist die Heimspielstätte des Vereins Rubin Kasan. imago/Russian Look
Die Mordowia-Arena befindet sich in der Stadt Saransk, Republik Mordwinien, und liegt am Fluss Insar. Sie hat Platz für 45.015 Besucher und ist das Heimstadion von Mordowia Saransk. Hier werden vier Gruppenmatches ausgetragen. Erst im April dieses Jahres erteilte die Fifa die Genehmigung für den Spielbetrieb in dieser Spielstätte. Die äußere Hülle des Stadions besteht aus Metallplatten, die meist rot, orange und weiß sind. imago/ITAR-TASS
Die Kosmos-Arena wurde – wie die meisten Spielstädten der WM – neu erbaut. Die Bauarbeiten verzögerten sich etwas, sodass die Anlage nicht 2017, sondern erst im April 2018 eröffnet werden konnte. Mit dem 27. April bekam die Kosmos-Arena als letzte Spielstätte die Betriebserlaubnis der Fifa. Sie steht in der Stadt Samara, die im Süd-Osten des Landes liegt. Auf 44.918 Plätzen kann man hier seine Mannschaft anfeuern. Das Stadion wirkt von außen betrachtet sehr flach und ähnelt einem UFO. Und das Design ist auch tatsächlich von dem Thema Raumfahrt inspiriert. APA/AFP/MLADEN ANTONOV
Das Stadion Nischni Nowgorod wurde ebenfalls eigens für die Weltmeisterschaft errichtet. Es befindet sich in der gleichnamigen Stadt am Ufer der Wolga und hat 44.899 Plätze. In dieser Anlage werden sechs (vier Gruppen-, ein Achtelfinal- und ein Viertfinalspiel) WM-Matches gespielt. Durch das blau-karierte Dach, die blauen Sitze und den wellenförmigen Zuschauerrang sieht das Stadion wie ein riesiger Whirlpool aus. Die Außenfassade ist durch weiße Säulen gekennzeichnet. Das Metallkonstrukt am Dach hat ein Gewicht von 11.000 Tonnen. (c) imago/ITAR-TASS (Mikhail Solunin)
Fußball-WM schauen im Stadion unter freiem Himmel? In Jekaterinburg, dem östlichsten Austragungsort in Russland, geht das. Dort können die Zuschauer in der Jekaterinburg-Arena auf zwei aus der Arena hinausragenden Zusatztribünen hinter den Toren sitzen. Die Anlage verfügt über 35.696 Plätze und wurde für die WM lediglich umgebaut - nicht wie die meisten der Stadien neu errichtet. Sie ist die Heimspielstätte eines der ältesten Fußballklubs Russlands Ural Oblast Swerdlowsk. In der Arena werden vier Gruppenspiele ausgetragen. (c) REUTERS (Sergei Karpukhin)
Die kleinste Spielstätte der WM mit einer Kapazität von 35.212 Plätzen ist das Kaliningrad-Stadion. Es ist ebenfalls ein Neubau und wird vier Gruppenspiele austragen. Kaliningrad liegt nicht auf russischem Festland, sondern auf der Enklave Russlands zwischen Litauen und Polen. Es ist somit der westlichste Austragungsort der WM. imago/Russian Look
Von der Seerose zum Whirlpool
Zukunft
Mit dem WM-Finale am 15. Juli in Moskau beginnt eine neue Zeitrechnung im Weltfußball. Die Endrunde 2022 findet in Katar statt – von 21. November bis 18. Dezember. Europas Ligen und Public-Viewing-Kultur müssen sich umstellen. In Katar, etwa so groß wie Oberösterreich, warten zwölf Stadien. Jedes mit extra Klimaanlage.
2026 scheint ein Sommertermin wieder gewiss, erstmals findet die WM dann mit 48 Mannschaften in drei Ländern (USA, Mexiko, Kanada) statt. Europa erhält drei Startplätze (16 insgesamt) mehr, das erhöht Österreichs Chancen auf die erste WM-Teilnahme seit 1998.
Jamaikas Sprint-Superstar Usain Bolt drückt Lionel Messi und der Albiceleste die Daumen. "Ich bin schon seit vielen Jahren Argentinien-Fan. Sie haben schon oft ihr Potenzial gezeigt. Wenn sie gut spielen, können sie das Finale erreichen und es auch gewinnen. Ich hoffe, dass sie es dieses Mal packen", sagte der achtfache Olympiasieger. Action Images via Reuters
Argentinische Häftlinge sind in einen Hungerstreik getreten, um die Spiele der WM im Fernsehen sehen zu können. "Kabelfernsehen ist ein unabdingbares Recht für jeden, der seiner Freiheit beraubt ist", erklärten neun Insassen der Haftanstalt Puerto Madryn rund 1.300 Kilometer südlich von Buenos Aires. Das Kabelfernsehen sei aber schon seit drei Tagen kaputt. "Wir haben beschlossen, solange nichts zu essen, bis das Problem gelöst ist", verkündeten die Häftlinge. Zusätzlich reichten sie Klage ein, um ihr Recht auf Kabelfernsehen durchzusetzen. APA/AFP/MUNIR UZ ZAMAN
Schweden ist am Dienstagnachmittag in seiner Gastgeberstadt Gelendschik angekommen - und laut schwedischen Medien von einem einzigen Fan begrüßt worden. Nach der um eine gute halbe Stunde verzögerten Landung am kleinen Flughafen an der Schwarzmeerküste habe die 15 Jahre alte Margot aus der Gastgeberstadt auf die Kicker gewartet. Die Spieler seien direkt in den Bus gestiegen und in ihr Hotel gebracht worden. APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND
Seit einem halben Jahrhundert besucht der Pole Andrzej "Bobo" Bobowski WM- und EM-Spielstätten rund um den Globus. Nur logisch, dass der Warschauer auch in Russland - seiner elften Weltmeisterschaft - dabei ist. Der inzwischen 78-Jährige war seit 1978 bei jeder WM vor Ort, auch wenn sein Team nicht qualifiziert war. Geht es nach "Bobo", wird das heurige Ereignis für Polen besonders erfolgreich: "Ich habe von einem Finale Polen gegen Russland geträumt." Polens Auftakt am 19. Juni gegen Senegal ist auch Bobowskis Auftakt. Es wird das 136. WM-Spiel sein, das er live im Stadion sieht. Sein Markenzeichen, eine Krone samt kleinen Fußbällen drauf, hat Polens Superfan selbstverständlich - wie immer - dabei. REUTERS
Ein Bauer aus Bangladesch hat im Vorfeld der WM die längste Deutschland-Fahne der Welt genäht und vorgestellt. Amjad Hossain, Vater von zehn Kindern, wendete für die 5,5 Kilometer lange Flagge 5.000 Euro auf. Zehn Personen hätten während 15 Tagen daran gearbeitet, erklärte der 69-Jährige, der schon vor vier Jahren eine 3,5 Kilometer lange Deutschland-Fahne genäht hatte. Vor 13 Jahren erlösten ihn deutsche homöopathische Medikamente von Gallensteinen, womit sich seine Liebe zu Deutschland erklärt. APA/AFP/-
Der 15-fache WM-Torschütze Ronaldo war nicht nur ein ausgezeichneter Fußballspieler - er ist auch ein gewiefter Medienprofi. Am Dienstag entledigte sich der Brasilianer, der 1994 und 2002 Weltmeister wurde, nach einigen Fernsehinterviews geschickt der Journalistenschar: Ronaldo ging einfach ein paar Meter weiter zu einer Friseurin. Zwei Tage vor Beginn der WM ließ sich der 41-Jährige im Moskauer Gorki-Park die Haare schneiden und entzog sich so weiteren Fragen. Zuvor hatte der bestens aufgelegte Ronaldo sein Heimatland als Favoriten auf den Titel bezeichnet. "Nicht, weil ich Brasilianer bin, sondern weil sie sehr gut spielen", sagte er beim Sponsorentermin. "2002 ist lange her. Es wird Zeit." APA/AFP/NTB Scanpix/GORM KALLEST
Die Spieler der brasilianischen Nationalmannschaft haben einem Medienbericht zufolge eine Checkliste für den idealen Schlaf bekommen. Laut "O Globo" stehen auf der Liste neun Empfehlungen vom Trainerstab um Nationalcoach Tite, damit die Spieler der Selecao bei der WM optimal schlafen. Demnach sollen die Hotelzimmer von Superstar Neymar und Co. in Sotschi eine Temperatur im Bereich von 21 bis 23 Grad haben. Außerdem soll kurz vor dem Schlafen auf Koffein und die Benutzung von Handy, Tablet und Fernsehen verzichtet werden. Wichtig sei auch, auf die richtige Schlafkleidung zu achten, "damit euch nicht zu warm wird". APA/AFP/NELSON ALMEIDA
Nigerias Nationaltrainer Gernot Rohr befürchtet trotz des Ende des Ramadan Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit seines Teams in der Frühphase der WM. "Für das erste Spiel wird es nicht leicht, das wegzustecken. Der Energieverlust ist innerhalb so kurzer Zeit schwer auszugleichen", sagte Rohr der Deutschen Presse-Agentur. Der 64-Jährige hat in seiner Mannschaft viele muslimische Spieler, die sich an den Fastenmonat halten. Dieser begann Mitte Mai und endet am Tag des WM-Eröffnungsspiels zwischen Gastgeber Russland und Saudi-Arabien. Nigeria startet am Samstag gegen Kroatien in die Endrunde. APA/AFP/PIUS UTOMI EKPEI
Russinnen sollten während der Fußball-Weltmeisterschaft nicht mit Männern nicht-weißer Hautfarbe schlafen, sagte Tamara Pletnyova - weil den Kindern Diskriminierung drohe.
Popsänger Robbie Williams düpiert mit Auftritt die britische Regierung. Präsident Putin erwartet hochrangige Politgäste in der Loge, darunter auch Vizekanzler Strache.
Entgegen aller Unkenrufe findet die WM in acht Jahren erstmals in drei Ländern statt. Das Trio USA, Mexiko und Kanada stach Marokko aus, versprach Einnahmen von zwölf Milliarden Euro. Elf davon allein für die Fifa.
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