„25 Schüler? Wird nicht passieren“

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KIMBERGER / FASSMANNAPA/HANS KLAUS TECHT
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Gewerkschafter Kimberger ist dabei, mit dem Ministerium Lösungen für bestimmte Standorte zu finden. Eine: die Deutschförderung am Nachmittag.

Wien. Die Proteste, die die Lehrergewerkschaft angedeutet hat, sind vorerst einmal aufgeschoben: „Das Ministerium zeigt Bewegung“, erklärte der oberste Pflichtschullehrer Paul Kimberger, den Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Mittwoch zu einer Aussprache wegen der heftigen Kritik an den Deutschklassen geladen hatte – ein Gespräch, das nicht das letzte gewesen sein wird.

Jedenfalls sollen nun – wie das auch nach einem ähnlichen Krisengespräch mit Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (SPÖ) tags davor angekündigt wurde – für Schulen Lösungen gefunden werden, bei denen es hakt. „Wir sind auf der Ebene der Analyse einzelner Standorte“, sagte der Minister. In Wien handle es sich dabei um rund sieben bis neun Schulen, in ganz Österreich „sind es deutlich mehr“, sagte Kimberger. Es sei zugesagt worden, „maßgeschneiderte Lösungen zu finden“.

Konkret wird man da wohl tatsächlich noch ein paar Gespräche brauchen. So sprach Gewerkschafter Kimberger von der „Flexibilität, um Modelle, die schon jetzt laufen, weiterführen zu können. Ich glaube, dass die Schulstandorte entscheiden können, wann welche Maßnahme pädagogisch richtig ist.“ Er wolle, „dass die Spielräume so groß wie möglich werden“.

Das Bildungsministerium wiederum stellte klar, dass die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten sind – also auch die, dass ab acht betroffenen Schülern an einer Schule eine eigene Deutschförderklasse eingerichtet werden muss. Möglich sein soll laut dem Ministerium aber beispielsweise, dass ganztägige Schulen die Deutschförderung auf den Nachmittag verlegen.

Zentral ist für Kimberger jedenfalls die Gruppengröße: „Mein Ziel sind möglichst kleine Klassen. 25 Schüler in einer Deutschförderklasse: Das wird nicht passieren“, sagte er mit Verweis auf die maximale Anzahl an Schülern, die auch für die Deutschklassen nicht niedriger angesetzt ist. Es brauche Gruppen, in denen auch effektive Sprachförderung passieren könne.

Eine Verschiebung der Reform um ein Jahr, wie zuletzt von Innsbruck gefordert und vom neuen grünen Bürgermeister Georg Willi am Mittwoch nochmals wiederholt („Die Presse“ berichtete), kommt für den Bildungsminister jedenfalls nicht infrage. Kimberger fügt sich, auch wenn er sagt: „Ich denke, dass wir uns einiges erspart hätten, wenn wir uns etwas mehr Zeit gelassen hätten.“

Bei Matura für „Nachschärfen“

Bei einem anderen Thema ist der Bildungsminister Veränderungen gegenüber nicht abgeneigt: Nachdem die Neos im Nationalrat die Reform der Zentralmatura forderten, zeigte er sich offen. „Ich bin durchaus fürs Nachschärfen“, betonte er. Es gebe vier Punkte, die ihm aufgefallen seien, meinte der Minister: Die Texte und Aufgabenstellungen in Mathematik seien oft episch breit. Man solle sich das Bewertungsschema und die geforderten Grundkompetenzen ansehen. Und es gelte zu überlegen, ob man die Matura an die Schultypen besser anpassen könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2018)

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