"SOS": Direktoren sammeln Unterschriften gegen Deutschklassen

(c) Clemens Fabry
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Minister Faßmann signalisiere zwar Gesprächsbereitschaft - fahre gegenüber den Schulen aber einen "Hardlinerkurs". Direktoren drängen die Gewerkschaft zu Protest.

Der Protest gegen die Deutschförderklassen reißt nicht ab. Die aus Lehrern und Direktoren bestehende Plattform "zur schulautonomen Umsetzung von Sprachfördermaßnahmen" sammelt nun Unterschriften bei Schulleitern. Damit wird die Gewerkschaft aufgefordert, "unsere Anliegen zu unterstützen und gegebenenfalls entsprechende gewerkschaftliche Protestmaßnahmen zu ergreifen".

Der "SOS-Ruf an die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst" richtet sich gegen den vom Ministerium an die Schulleitungen verschickten Leitfaden zur Einrichtung der Deutschförderklassen. In diesem fänden sich "überaus restriktive Vorgaben, die keinen Platz für schulautonome Lösungen vorsehen", heißt es in einer Aussendung.

"Völlig unflexibel"

Nach wie vor könne beispielsweise der Übertritt von der Deutschförderklasse in den Regelunterricht nur semesterweise erfolgen, kritisiert die Plattform. Außerdem seien die Wochenstunden "völlig unflexibel mit 15 in der Volksschule und 20 in der Sekundarstufe fixiert", und es sei immer noch eine "unterjährige Überarbeitung der Klasseneinteilung" vorgesehen.

Damit müssten semesterweise Schulklassen neu zusammengesetzt werden. Mit dem Leitfaden setze man sich über die Expertise der Direktoren sowie wissenschaftliche Erkenntnisse hinweg und zerstöre bereits gut funktionierende Fördermodelle.

"Fährt Hardlinerkurs"

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) signalisiere zwar nach außen hin Gesprächsbereitschaft, fahre aber "gegenüber den Schulen einen Hardlinerkurs, der jede Schulautonomie und Schulentwicklung verhindert und standortspezifische Lösungen ausschließt", so die Plattform.

"Wenn man im Herbst Chaos, Verwirrung und Verunsicherung vermeiden will, bleibt als letzte Möglichkeit der Entgegnung von engagierten und pflichtbewussten Pädagoginnen und Pädagogen ein deutliches Signal des Protestes der Interessensvertretung."

Die Unterschriften sollen bis 22. Juni gesammelt und der Gewerkschaft übermittelt werden. Zuletzt hatte die Lehrervertretung ebenfalls auf mehr Flexibilität an den einzelnen Standorten gedrängt. Die Grundidee der Deutschförderklassen hatte Vorsitzender Paul Kimberger dagegen nicht infrage gestellt.

(APA)

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