Die Einkaufsmanagerindizes stiegen im Juni überraschend. Das Markit-Barometer klettert auf 54,2 Punkte. Werte über 50 Punkte signalisieren Wachstum.
Die Konjunktur in der Eurozone und ihrer größten Volkswirtschaft Deutschland hat trotz der Furcht vor einem Handelskrieg zum Ende des zweiten Quartals an Schwung gewonnen. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft in der gesamten Währungsunion - Industrie und Dienstleister zusammen - stieg im Juni überraschend um 0,7 auf 54,8 Punkte.
Das ist der höchste Wert seit vier Monaten, wie das Institut IHS Markit am Freitag zu seiner Umfrage unter rund 4.000 Unternehmen mitteilte. Das Barometer hält sich damit klar über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Das gilt auch für das deutsche Barometer, das um 0,8 auf 54,2 Punkte kletterte. Während die Industrie schwächelt, legen die Dienstleister zu.
"In Anbetracht der widrigen Umstände hätte es durchaus schlimmer kommen können", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, zur Entwicklung der viel beachteten Frühindikatoren. "Die verschärfte Zolldebatte in Kombination mit ohnehin schwächelnden Auftragseingängen wäre für eine weitere deutliche Talfahrt gut gewesen." ING-Ökonom Bert Colijn sprach von einem "Silberstreif am Horizont".
Nur Industrie schwächelt
In der Industrie schwächte sich das Wachstum allerdings sowohl in der Eurozone als auch in Deutschland leicht ab. "Die Unternehmen sind zunehmend besorgt wegen Handel, Handelskrieg und Zollstreit", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Besorgniserregend ist die Entwicklung beim Exportneugeschäft, das sich im Juni weiter abgeschwächt hat", fügte dessen Kollege Phil Smith mit Blick auf die Entwicklung in Deutschland hinzu. "Nachgelassen hat laut den Befragten vor allem die Nachfrage aus den USA und China."
US-Präsident Donald Trump droht damit, Auto-Importe aus der Europäischen Union mit Strafzöllen zu belegen. Diese gelten bereits für Aluminium und Stahl. Die EU hat Gegenzölle auf US-Produkte am Freitag in Kraft gesetzt. Auch mit China hat Trump einen Handelsstreit entfacht, der auf Europa auszustrahlen droht.
Das Barometer für die Dienstleister kletterte dagegen in der Eurozone, ebenso wie in Deutschland. "Eine im Währungsraum höhere Beschäftigungsquote schiebt den privaten Konsum und damit auch die Binnenkonjunktur an", erklärte Ökonom Gitzel.
(APA/Reuters)