Algerien schickt Migranten in die Wüste zurück

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Tausende Menschen in der Sahara sind in Lebensgefahr, warnt die Organisation für Migration. "Überall liegen Leichen", berichtet eine Frau.

Wien. Algerien schickt Flüchtlinge in die Sahara zurück, darunter viele schwangere Frauen. In einer Reportage der Nachrichtenagentur AP schildern Betroffene, wie sie von algerischen Behörden aufgegriffen und mit Lastwägen in den Süden des Landes gebracht wurden. Dort setzte man sie dann in der Wüste ab. Diese Menschen müssen zu Fuß Niger erreichen, ohne Wasser und Nahrungsmittel, bei 48 Grad Celsius.

Viele fallen der Wüste zum Opfer: „Überall liegen Leichen von Frauen, von Männern“, sagt eine Frau. Die Organisation für Migration (IOM) warnt, dass sich Tausende Migranten in der Wüste zwischen Algerien und Niger in Lebensgefahr befinden. Immer wieder kämen ausgemergelte Menschen nach einem kilometerlangen Marsch durch die Wüste an Nigers Grenze an. Im April seien es fast 3000 Migranten gewesen, seit Anfang des Jahres 11.000.

EU-Gipfel für Auffanglager

Die Massenausweisungen begannen im Herbst, nachdem die EU wieder einmal den Druck auf nordafrikanische Länder erhöht hatte, Migranten zurückzuweisen – um somit eine Überfahrt über das Meer nach Europa zu verhindern. Zahlreiche EU-Regierungen fordern derzeit strengere Grenzkontrollen und Massenausweisungen. In Italien etwa versperrt der fremdenfeindliche Lega-Innenminister Matteo Salvini immer wieder italienische Häfen für NGO-Rettungsschiffe. So durfte das Flüchtlingsschiff Lifeline am Dienstag erst nach einer einer fünftägigen Irrfahrt in Malta ankern. Das NGO-Schiff hatte 230 Flüchtlinge an Bord.

Die EU sucht derzeit verzweifelt nach Lösungen für die Flüchtlingskrise: Beim Gipfel Donnerstag und Freitag will man sich darauf einigen, Auffangzentren für Flüchtlinge außerhalb Europas zu errichten. Das Flüchtlingshochkommissariat UNHCR, das diese Zentren leiten könnte, will der EU die Pläne bald vorlegen. In den Camps sollen auch erste Screenings für Asylbewerber stattfinden. Tunesien und Libyen haben sich bereits deutlich gegen diese Zentren ausgesprochen. (red., ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2018)

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