Garten: Alles muss raus

Garten Alles muss raus
Garten Alles muss raus(c) beigestellt
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Zimmer, Kuchl, Kabinett: raus damit, in den Garten. Dort wird nicht nur gejätet und gemäht, sondern auch gewohnt. Einrichtungstipps für die Freiluftsaison.

TIPPS

Der weiße Plastiktisch, die Stühle dazu. Die wild gemusterten Überzüge, schon etwas ausgebleicht. Ein Bankerl, der Kugelgriller, ein Planschbecken. Das war alles, mehr oder weniger, was der Gartenbesitzer von früher zur Beginn der Saison nach draußen räumte. Heute ist das anders, ganz anders. Outdoorküchen und Allwetterbetten, die Freiluftlounge, die Gartendusche – ganze Zimmereinrichtungen möbeln den Grünraum auf. „Alles kommt nach draußen“, sagt Alexandra Dallinger, Geschäftsführerin von freiraum* Gartenarchitektur und Mitglied beim Zusammenschluss der „Gärtner von Eden“. „Angefangen hat es mit den Kräuter- und Gemüsegärten. In den letzten drei, vier Jahren wanderte dann immer mehr hinaus.“ Und wie ihre Kollegen drinnen, wollen auch die Außenräume gut gestaltet werden, es reicht nicht aus, die schicken Küchen und Kästen, die edlen Liegen und Leuchten einfach ins Freie zu stellen.

Zum Beispiel muss man darüber nachdenken, wohin man welche Stücke stellt, um das Ganze wohnlich zu machen. Drinnen würde man sagen: den Grundriss planen. Wo sind die Sonnenplätze für die Liegestühle, wo die geschützten Ecken für den Essplatz, wo ist die passende Stelle für die Outdoorküche? „Dabei kann man mit dem Gelände spielen.
Etwa, indem man den Wellnessbereich in einer kleinen Senke unterbringt“, sagt Dallinger. Und dann geht es an die „Zonierung“, ans Definieren der Außenzimmer, um sie miteinander zu verbinden oder voneinander zu trennen. Der Unterschied zum Innenraum: Wände braucht es keine, die Grenzen sollten fließend verlaufen, „sonst verkastelt man den Garten“, sagt Dallinger. Auch Wolfgang Schmid, Geschäftsführer von Living Garden, will Trennungen „nur andeuten. Mit Hecken, die nur einen Meter hoch sind. Oder Lavendel und Gräsern, die sich im Wind bewegen. Das wirkt weniger statisch.“

Roter Faden für die Grünoase. Spezielle Formgehölze helfen ebenfalls, Struktur in einen Garten zu bringen.
Kastenlinden oder Schirmplatanen beispielsweise kommen schon in „Möbelform“ aus der Baumschule. Damit sie ihre Figur halten, brauchen sie allerdings regelmäßig einen professionellen Schnitt, weiß Dallinger. Eine weitere Möglichkeit ist es, verschiedene Materialien zu kombinieren, erklärt Schmid, etwa „Steinterrassen für den Sitzplatz, Holzdecks, auf denen die Liegen stehen.“ Legt man es geschickt an, kann man sogar in kleinen Gärten Küchen, Liegen und Essplätze unterbringen, ohne dass sie überfüllt wirken. Allerdings sollte man dann nicht in Versuchung geraten, verschiedene Stile zu kombinieren.

Romantische Ecken mit schmiedeeisenen Rankgittern neben der Betonfeuerstelle neben der orientalischen Lümmellandschaft – „das wird schnell zum Disneyland“, sagt Dallinger. Das gilt übrigens genauso, wenn man mehr Platz hat. „Weniger ist mehr. Es ist besser, einen roten Faden zu finden“, weiß die Expertin. Der rote Faden, der kann übrigens auch in Fuchsia gehalten sein. Bei einem Garten samt Meditations- und Loungebereich, Wasserstellen und Senkgarten (Bilder Seite 20, links unten und rechts oben), sorgen pinke Pölster, Pflanzen und Fassadenteile für eine klare Linie.

Um das alles auch am Abend ins rechte Licht zu rücken, muss man sich – nicht anders als im Innenraum – gründlich mit der Beleuchtung auseinandersetzen. Schmid plädiert für indirektes Licht. „Es wirkt toll, wenn die Bäume, die Gräser strahlen.“ Wer nicht nur mit Solarschmetterlingen oder Laternen arbeiten möchte, sondern mit richtigen Leuchten, sollte sich das schon bei der Anlage des Gartens gut überlegen. Denn dann werden die Leitungen verlegt – ganz wie drinnen. Für Küchen, Whirlpool und Spots braucht es schließlich jede Menge Technik in Grund und Boden.

Pflegeleicht und wetterfest. Balinesisches Gartenbett – schön und gut, Outdoorkühlschrank – toll und praktisch. Aber können die Möbel für draußen mit unseren Ansprüchen mithalten? Schließlich will man nicht Sommerabend für Sommerabend die Pölster in die Kiste räumen, die Matratze in die Garage schleppen, die Küche verpacken, nur weil eventuell ein Gewitter kommen könnte. Dallinger beruhigt: „Die Versuchsjahre bei den Materialien sind vorbei. Die Möbel und auch die Textilien sind mittlerweile sehr gut haltbar, pflegeleicht und wetterfest.“ 

Bei Pölstern und Matratzen setzt man unter anderem auf Erfahrungen aus dem Sanitätsbereich, erzählt Schmid. Imprägniertes Leinen etwa werde so beschichtet, dass es wasserundurchlässig, aber atmungsaktiv sei. Und auch ganze Garnituren kann man mittlerweile den Winter über unbeschadet draußen lassen. Was dem Gartenbesitzer von heute natürlich Arbeit erspart.
Apropos, der Sommer 2010 wird hoffentlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Aber wahrscheinlich viel zu schnell wieder vorbei sein. Was es braucht, um die Saison zu verlängern: eine Feuerstelle, dicke Decken, einen Topf Glühwein. Und dann ab in die Freiluftlounge.

www.freiraum.cc
www.livinggarden.at

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