Auf einen Zwölf-Stunden-Arbeitstag der Eltern wäre derzeit nur jede zehnte Einrichtung vorbereitet Ab Freitag wird die "Flexibilisierung der Öffnungszeiten" verhandelt.
Bund, Länder und Gemeinden verhandeln ab Freitag über die Finanzierung des Kindergarten-Ausbaus. Ein Thema soll laut Regierung die "Erweiterung und Flexibilisierung der Öffnungszeiten" sein. Hier gibt es derzeit massive Unterschiede: Während die meisten Kindergärten in Wien zehn Stunden oder länger offen haben, sperrt der Großteil in Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich nach nicht einmal acht Stunden wieder zu.
Anders ausgedrückt: Österreichweit bieten laut "Kindertagesheimstatistik" der Statistik Austria nur 965 der 9297 Kindergärten, Krippen und Horte eine zwölfstündige Betreuung an. Auf einen zwölfstündigen Arbeitstag der Eltern wäre also nur jede zehnte Einrichtung vorbereitet, die meisten davon in Wien (857). Im Burgenland hat keine einzige Einrichtung mehr als zwölf Stunden offen, in Vorarlberg sind es drei.
30 Prozent der Kindergärten, Krippen und Horte sind nicht einmal für die bisherige Arbeitszeitregelung mit acht Stunden pro Tag ausreichend lange geöffnet. Besonders hoch ist dieser Anteil in Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich, wo mehr als die Hälfte der Betreuungseinrichtungen bereits nach weniger als acht Stunden wieder schließt. Auch in der Steiermark hat fast die Hälfte weniger als acht Stunden offen. In Salzburg, Niederösterreich und Kärnten trifft das etwa auf jede dritte Betreuungsstätte zu, im Burgenland auf jede fünfte.
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Auch bei den Kindergärten mit längeren Öffnungszeiten sind die regionalen Unterschiede gravierend: Österreichweit haben je 30 Prozent zwischen acht und zehn Stunden sowie zwischen zehn und zwölf Stunden geöffnet. In der Steiermark, in Tirol und in Vorarlberg liegt dieser Anteil aber deutlich unter dem Durchschnitt, in Kärnten leicht darüber. Und in Wien haben überhaupt fast 80 Prozent der Einrichtungen länger als zehn Stunden offen.
Krippen länger geöffnet als Kindergärten
Auffällig ist auch, dass Krippen (für bis zu Dreijährige) im Durchschnitt längere Öffnungszeiten haben als die Kindergärten für die älteren Kinder. Während fast die Hälfte der Kinderkrippen zehn und mehr Stunden offen bleibt, ist das bei lediglich einem knappen Drittel der Kindergärten der Fall. Die Statistik Austria begründet das damit, dass es in Wien besonders viele Kinderkrippen gibt, wodurch die großzügigeren Wiener Öffnungszeiten den Durchschnitt nach oben verzerren.
Zu schaffen machen vielen Eltern auch die vielen "Schließtage" der Kindergärten: Im Durchschnitt bleiben Kindergärten, Krippen und Horte an 21,4 Tagen im Jahr zu. Besonders wenige Schließtage gibt es in Wien (5,1), aber auch die Steiermark liegt mit 21 Tagen unter dem Durchschnitt. Alle anderen Bundesländer kommen auf über 27 Schließtage, das Burgenland sogar auf 36. Auch hier gilt wieder, dass Krippen im Durchschnitt einen besseren Service bieten als Kindergärten: Krippen sind im Österreich-Schnitt nur 15,9 Tage geschlossen, Kindergärten 26,5.
Burgenland: Nur 26 Prozent nach 17 Uhr geöffnet
Mit Blick auf die Öffnungszeiten zeigt sich, dass alle Einrichtungen mit Ausnahme der Horte spätestens um 9 Uhr öffnen. Ein Viertel sperrt sogar vor 7 Uhr auf, etwas mehr als die Hälfte zwischen 7 und 7.30 Uhr. Die meisten schon vor 7 Uhr geöffneten Kindergärten, Krippen und Horte gibt es in Wien, die wenigsten in Vorarlberg und dem Burgenland. Am Nachmittag haben 46 Prozent der Einrichtungen bis mindestens 17 Uhr geöffnet. Auch hier zeigen die Daten einen großen Unterschied zwischen den Ländern: In Wien sind nach 17 Uhr noch 82 Prozent der Einrichtungen offen, im Burgenland sind es lediglich 26 Prozent.
(APA)