Wo Kroatien- und Frankreich-Fans das WM-Finale schauen

Die Ottakringer Straße und die dort angesiedelten Lokale sind sozusagen die Kommandozentrale der kroatischen fußballaffinen Community.
Die Ottakringer Straße und die dort angesiedelten Lokale sind sozusagen die Kommandozentrale der kroatischen fußballaffinen Community.(c) Stanislav Jenis
  • Drucken

Kroatien-Fans sind auch beim Finale am Sonntag vorwiegend auf der Ottakringer Straße anzutreffen, Frankreich-Fans hingegen auf der Summerstage und im Le Troquet.

Wien. Es gibt wohl kaum eine Community, die derart mit einem Ort verbunden ist wie die kroatischen Fußballfans. Die Ottakringer Straße und die dort angesiedelten Lokale sind sozusagen die Kommandozentrale der kroatischen fußballaffinen Community. Das Halbfinale am vergangenen Mittwoch verlief relativ ruhig – im Gegensatz zum Viertelfinale, bei dem zwei Frauen verletzt wurden. Der Einsatz sei laut Polizei gut verlaufen. Es kam zu 50 Verwaltungsanzeigen (großteils Verkehrsrecht) und zur Zündung von zwei bengalischen Feuern. Die Ottakringer Straße wurde vorübergehend gesperrt, verletzt wurde niemand. Ein betrunkener England-Fan wurde von der Polizei überredet, nach Hause zu gehen.

Die Polizei wird zum Finale am Sonntag ähnlich vorgehen wie beim Halbfinalspiel am Mittwoch, sagt Sprecher Patrick Maierhofer. Ab dem Vormittag wird sie auf der Ottakringer Straße präsent sein, zum Spielbeginn wie am Mittwoch mit voraussichtlich 300 bis 350Beamten. Dass die Polizei ihr Vorgehen im Vorfeld publik gemacht und Kontrollen – im Hinblick auf im Stadtgebiet verbotene pyrotechnische Gegenstände – angekündigt hat, habe sich bewährt: Es wurden kaum pyrotechnische Gegenstände abgenommen. Auch am Sonntag wird die Ottakringer Straße voraussichtlich gesperrt werden.

Diese Maßnahmen sind durchaus im Sinn der Gastronomen. „Das ist nicht unser Stil. Es gibt leider in jedem Land extreme Fans“, sagt etwa Bernard Jukic von den benachbarten Lokalen Gourmet Croatia und The Green Bogey Irish Pub über die Ausschreitungen beim Viertelfinale. Alle anderen Fans feiern ausgelassen, aber friedlich. „90 Prozent meiner Gäste sind Kroaten, der Rest stammt aus den anderen Nationen Ex-Jugoslawiens.“

Auch abseits der inoffiziellen Balkan-Meile treffen sich kroatische Fußballfans. Zum Beispiel beim Public Viewing in der Prater Alm. Im Flex sind Kroatien-Fans ebenso anzutreffen wie England-Fans, die am Samstag beim kleinen Finale mitfiebern.

Die französische Community ist nicht nur wesentlich kleiner als die kroatische, sie ist auch mehr über die Stadt verteilt anzutreffen. Das Pastis auf der Summerstage ist ein Treffpunkt französischer Fans. „Bei uns wird mit Rosé, Pastis, Calvados, Quiche und anderen französischen Klassikern gefeiert“, sagt Lokalbetreiber Emmanuel Lickel. Gleich neben dem Pastis ist übrigens das Wiener Weinquartier, das als inoffizieller Treffpunkt der Belgier gilt. Auch im Le Troquet im siebten Bezirk sind Fußballfans anzutreffen. Und die Strandbar Herrmann sowie das Alte AKH gelten ebenfalls als Anlaufstelle für Frankreich-Fans. (ks, mpm)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Rund 30 Jugendliche, von denen viele vermummt waren, brachen in das Geschäft Publicis ein und verließen dieses mit Wein- und Champagnerflaschen.
Fußball

WM-Feiern: Verletzter Dreijähriger und eine geräumte Champs-Elysees

Der 4:2-Sieg der Franzosen über die Kroaten bescherte den Polizisten in Frankreich und Deutschland viel Arbeit: Geschäfte wurden gestürmt, Mülltonnen brannten - und Tränengas eingesetzt.
Heftiger Regen setzte kurz vor der Pokalübergabe in Moskau ein, dem französischen Team war das im Jubel über den WM-Titel herzlich egal.
Fußball-WM

Die Krönung der Hochbegabten

Analyse. Frankreich gewinnt mit dem 4:2 gegen Kroatien die Fußball-WM 2018, feiert den zweiten Titel nach 1998. Teamchef Deschamps führt Regie – Pogba und Mbappé gehört auch die Zukunft.
Jubel nach dem Finale in Ottakring
Fußball-WM

WM-Finale in Ottakring: Jubel über Platz zwei

Die Kroaten feierten den zweiten Platz - und zündeten gleich einmal bengalische Feuer. Vorsorglich überwachten 350 Polizisten das Treiben.
Eine von mehreren Frauen, die im WM-Finale das Spielfeld kurz stürmten.
Fußball

Politische Störaktion während WM-Finale von "Pussy Riot"

Die Polit-Punk-Gruppe hat die "Flitzer-Aktion" für sich beansprucht. Sie forderte auf Facebook unter anderem die Entlassung von politischen Gefangenen in Russland.
Nicht die „Muppet Show“ mit Waldorf und Statler, sondern die Fußball-WM mit Gianni Infantino und Wladimir Putin.
Fußball-WM

Bilanz: Die WM, ein ganz großes Theater

Fifa-Präsident Gianni Infantino sah in Russland freilich die „beste WM aller Zeiten“, Kritiker wurden zuhauf widerlegt und Prognosen übertroffen. Jetzt blickt die Fußball-Welt nach Katar 2022.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.