Resi, Martina, Konrad und der Nobelpreis

„Er hat in der Biologie des 20. Jahrhunderts die tiefsten Spuren hinterlassen“: Antal Festetics über den studierten Mediziner und Zoologen Konrad Lorenz.
„Er hat in der Biologie des 20. Jahrhunderts die tiefsten Spuren hinterlassen“: Antal Festetics über den studierten Mediziner und Zoologen Konrad Lorenz.ullstein bild / Ullstein Bild / picturedesk.com
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Als Bub schläft er mit einem Entenküken unter seiner Daunendecke, Graugänse betrachten ihn als Muttertier. Als Pionier der vergleichenden Verhaltensforschung erhält Konrad Lorenz den Nobelpreis. Seine Äußerungen während der NS-Zeit hinterlassen einen düsteren Schatten über seinem Schaffen.

Das Kindermädchen und der Nobelpreis. Resi, eine aus dem „Kometenschweif der Bediensteten“ in der herrschaftlichen Villa in Altenberg bei Greifenstein an der Donau, liest dem kleinen Konrad Zacharias die Geschichte von Nils Holgerssons Reise mit den Wildgänsen vor. Der Bub schreibt in einem Aufsatz: „Eigentlich wollte ich Wildgans werden.“ Realist, der er ist, gibt sich Konrad Lorenz mit einem frisch geschlüpften Entenküken als Spielgefährten zufrieden. Das Tier folgt ihm wie einer Entenmutter überallhin – sogar unter die Daunendecke ins Bett. Das Küken ist auf das erste Wesen, das sich ihm zuwendet, fixiert. Der kleine Konrad wird zum Leittier.

Ein Zusammenspiel von Instinkt und Lernfähigkeit, das bis dahin kein Biologe für möglich gehalten hat, ist die Folge. Die wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen der Prägung findet der spätere Nobelpreisträger erst viele Jahre, nachdem ihm das Kindermädchen Selma Lagerlöfs abenteuerliche Reise der Wildgänse vorgelesen hat: Als Lorenz bei Martina, seiner geliebten Graugans, das gleiche Verhaltensmuster beobachtet. Gerne erzählt Lorenz, wie sie ihn, die ständig hinter ihm her schwimmt, anschaut und ein „einsilbiges Pfeifen des Verlassenseins“ ausstößt, und von ihrem freudigen Wiwiwiwi, sobald sie ihn sieht.

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