Ein Mann attackierte Passanten − der Vorwurf von Antisemitismus steht im Raum. Die Staatsanwaltschaft stellte nun einen Antrag auf U-Haft.
Wien. Nachdem ein 24 Jahre alter Mann am Donnerstag in der Wiener Leopoldstadt mehrere Passanten attackiert hat, hat die Staatsanwaltschaft am Freitag einen Antrag auf U-Haft gestellt. Der Mann befand sich in Gewahrsam in der Justizanstalt. Außerdem wurde ein Sachverständiger für Psychiatrie bestellt, der den Mann begutachten wird, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, am Freitag.
Gegen den Österreicher wird wegen schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung ermittelt, sagte Bussek. „Wir gehen von zumindest vier Opfern aus.“ Dass der Mann türkische Wurzeln habe, wollte sie nicht bestätigen. Noch sei das Ermittlungsverfahren am Anfang, weitere Opfer könnten hinzukommen. Den ersten Übergriff mit einer leichten Körperverletzung hat der Mann bereits am Mittwoch verübt. Einen antisemitischen Hintergrund gab es hier nicht. Am Donnerstag attackierte der offenbar psychisch beeinträchtigte Mann erst eine 37 Jahre alte Frau, anschließend einen Kippa-Träger. Aussagen von Opfern und Zeugen sind noch ausständig.
Dass die Übergriffe des 24-Jährigen antisemitisch motiviert waren, „kann ich nicht bestätigen“, betonte Bussek. Diesbezügliche Informationen wurden der Behörde von der Polizei bisher auch nicht übermittelt, sondern die Auskunft, dass es sich um „wahllos ausgesuchte Opfer“ gehandelt hätte. Die Staatsanwaltschaft wartet noch auf einen schriftlichen Bericht der Exekutive. Die Attacken hatten zu Diskussionen geführt. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) twitterte, dass ein möglicher antisemitischer Hintergrund geprüft werde. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), traf am Freitag Augenzeugen einer Attacke. „Nach den Schilderungen besteht kein Zweifel über das antisemitische Motiv des Angreifers“, sagte der IKG-Präsident. Demnach habe der 24-Jährige auf zwei durch ihre Kleidung als Juden erkennbare Männer eingeschlagen. Laut Deutsch hätte er sich währenddessen abfällig über Juden geäußert. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2018)