Mountainbike-Tour: Die Gorillas in den Kitzbüheler Alpen

Eine mehrtägige Radtour durch die Kitzbüheler Alpen: Steile Abfahrten folgen der Anstrengung bis zum Panoramablick (hier: Kitzbüheler Horn).
Eine mehrtägige Radtour durch die Kitzbüheler Alpen: Steile Abfahrten folgen der Anstrengung bis zum Panoramablick (hier: Kitzbüheler Horn).(c) Kurt Tropper
  • Drucken

Enge Kurven, rutschige Wurzeln und lockere Steine: Das Bergabfahren auf Bike-Trails muss gelernt sein. Eine Tiroler Geschichte von Kühen, Divas und einer drei Kilometer langen Mutprobe.

Kirchberg. Der Wegweiser zeigt nach links – weg von der breiten Schotterstraße und hin zu einem schmalen Wanderweg. Überall sind Steine und Wurzeln. Das lässt den Puls steigen. Denn hier soll es in wenigen Sekunden nicht im Schritttempo eines Wanderers nach unten gehen. Sondern in Mountainbiker-Höchstgeschwindigkeit.

Es ist der erste Trail, so werden die schmalen Pfade für Mountainbiker genannt, auf den sich die vier Frauen, die hier an der Wegabzweigung stehen, wagen. Es ist eine drei Kilometer lange Mutprobe mit dem Namen Wiegalmtrail. Das Bike muss irgendwie um die engen Kurven, über die großen, lockeren Steine und durch den tiefen Matsch gebracht werden. Dabei geistern ständig dieselben drei Gedanken durch den Kopf: Ja nicht zu langsam fahren, die Beine strecken, und den Gorilla machen.

So wurde das im Techniktraining gesagt. Auch das gehört nämlich zu einem Divas-KAT-Bike-Urlaub. Wobei KAT für Kitzbüheler Alpen Trail steht – und Divas bei der mehrtägigen Tour durch die Regionen Hohe Salve, Brixental, St. Johann in Tirol und Pillerseetal eigentlich fehl am Platz sind.

Trockentraining im Regen

Das zeigt sich schon im Übungsparkour. Das dortige „Trockentraining“ findet im strömenden Regen statt. Wobei die frischgebackenen Mountainbikerinnen mit der Zeit immer mehr Spaß am schnellen Bergabfahren durch die Wasserlacken haben. Das liegt wohl an den hilfreichen Techniktipps. Bergab wird, sagt Bike-Trainer Alex Schett, während er sich vom Sattel hebt, im Stehen gefahren. Die Beine sollen gestreckt sein und der „Schokoladefuß“ – der, mit dem man sich sicherer fühlt – auf dem vorderen waagrechten Pedal stehen.

Dann lehnt sich Schett mit dem Oberkörper über den Lenker und streckt die Ellbogen bewusst nach außen. „Das ist der Gorilla. In dieser Position könnt ihr am besten Druck auf das Vorderrad aufbauen. So habt ihr euer Bike unter Kontrolle“, sagt der Trainer der Bike-Academy in Kirchberg. Er wird die Frauen in den nächsten Tagen noch oft daran erinnern.

Bevor es in Gorillaposition in freier Wildbahn bergab geht, muss allerdings erst einmal bergauf gestrampelt werden. Die dritte von vier Etappen des insgesamt 180 Kilometer langen KAT-Bike-Wegs, der in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen zurückgelegt werden kann, steht bevor. Es geht von Brixen nach Oberndorf. Dabei radelt man nur mit einem kleinen Rucksack am Rücken. Das übrige Gepäck wird nachgeliefert.

Die 800 Höhenmeter bis zur Wiegalm sind auch so herausfordernd. Aber auch schön – selbst im tiefen Nebel und Schnürlregen. Zuerst geht es in den Brixenbachgraben. Es wird immer ruhiger. Nur den Bach hört man hier rauschen. Der Blick fällt auf das Flussbecken. Dort stehen ein paar Kühe im klaren Wasser.

Sonst ist hier niemand zu sehen. Man kann sich völlig auf sich selbst konzentrieren und im eigenen Tempo in die Pedale treten, um Serpentine um Serpentine hinter sich zu bringen. Das ist auch die Ideen des Diva-Camps gewesen. In der Frauenrunde sollte der Gruppendruck geringer sein. Die Scheu, auf einen Trail über Wiesen und durch Wälder ins Tal zu fahren, soll schwinden.

Nach etwas mehr als zwei Stunden ist der höchste Punkt der Tour erreicht. Die fast hundert Jahre alte Wiegalm mit ihren rot-weiß-roten Fensterläden steht hier auf 1525 Höhenmetern. Es heißt, drinnen Platz nehmen. Am Kachelofen. Dort wird Traditionelles – von der Kaspressknödelsuppe und dem Tiroler Gröstl bis hin zum Kaiserschmarrn – serviert. Das stärkt für die Rückfahrt. Hinunter ist es nicht weniger anstrengend als hinauf.

Helm und Knieschützer werden wieder angelegt. Schon geht es los. Von Kurve zu Kurve zieht der Zeigefinger etwas weniger stark an der Bremse. Man beginnt, sich an den Trail, die rutschigen Wurzeln und die wackeligen Steine zu gewöhnen. Der Gorilla hat das Bike immer mehr im Griff. Im Tal angekommen ist die vierköpfige Frauengruppe dennoch froh, den ersten Trail ohne gröbere Stürze überstanden zu haben, und radelt erleichtert zum Penzinghof in Oberndorf, einem von vielen Hotels in der Gegend, das Radfahrern Extraservice – von einer Waschstation und einem Radkeller bis hin zu E-Bikes – bietet.

Bereits in den Morgenstunden geht es auf die nächste Etappe – von Oberndorf über die Huberalm ins Pillerseetal. Diesmal ist vieles anders: Die Berggipfel und Almenwiesen strahlen in der Sonne. Nass wird man nur durch einen Sprung in den See. Und die breite Schotterstraße wird diesmal bereits freiwillig gegen den Trail getauscht.

BERGAUF, BERGAB

Kitzbüheler Alpen umfassen als touristische Region die Hohe Salve, Brixental, St. Johann in Tirol und Pillerseetal, www.kitzalps.com

Hotel Sportalm: Bikehotel in Kirchberg in Tirol, www.hotel-sportalm.at

Penzinghof: schönes Quartier in Oberndorf, Infinity-Pool, www.penzinghof.at

Divas-KAT-Bike-Tour: www.kat-bike.com

Bike-Academy: www.bikeacademy.at

Compliance-Hinweis: Die Reise wurde von Kitzbüheler Alpen unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.