Vor Inkrafttreten der neuen US-Sanktionen gegen den Iran ist die Lage im Land angespannt: Medien berichten von Demonstrationen in mehreren Städten.
Bei Protesten im Iran haben Demonstranten einem Bericht zufolge eine Religionsschule in der Nähe der Hauptstadt Teheran attackiert. Rund 500 Angreifer hätten am Freitagabend (Ortszeit) versucht, die Türen des Gebäudes einzutreten und Feuer zu legen, zitierte die Nachrichtenagentur FARS Hojateslam Hindiani, den Leiter der Schule in der Stadt Ishtehad.
Dabei hätten die Angreifer Lieder "gegen das System" gesungen. Die Kleriker konnten die Türen noch rechtzeitig verbarrikadieren. Es habe keine Verletzten, aber Schäden am Gebäude gegeben. Der Zwischenfall ereignete sich in der Koranschule Amir al-Momenin.
Sondereinheiten der Polizei hätten die Demonstranten vertrieben und einige von ihnen festgenommen, sagte der Schulleiter laut der Nachrichtenagentur, die den iranischen Revolutionsgarden nahe steht.
Seit mehreren Tagen kommt es in den Städten Isfahan, Shiraz, Mashhad und Teheran zu Demonstrationen aus Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Allerdings richten sich die Proteste auch allgemeiner gegen das politische System. Die iranische Regierung hat die Demonstrationen bisher jedoch kaum öffentlich thematisiert.
Videos zeigen heftige Zusammenstöße
Videos in den sozialen Netzwerken im Internet zeigten während der vergangenen Tage, wie Demonstranten "Tod dem Diktator" sangen. Echtheit und Herkunft der Videos können von unabhängiger Seite aus nicht überprüft werden. Ausländische Medien dürfen unangemeldete Kundgebungen im Iran nicht aufnehmen. Die iranische Regierung bezeichnete die Videos als Propaganda von Exiliranern, die von den USA, Israel und Saudi-Arabien finanziert seien.
Nach den Protesten zur Jahreswende und im Juni, ist dies bereits die dritte Protestwelle im Iran.
Das Innenministerium hat Berichte in sozialen Netzwerken über die Unruhen bestätigt, sie aber als kleinere Versammlungen bezeichnet. Auf Bildern und Videos sind hingegen auch heftige Zusammenstöße zwischen Hunderten von Demonstranten und Polizei sowie Sicherheitskräften zu sehen.
Dauerkrisen plagen das Land
Die USA haben sich aus dem 2015 geschlossenen Wiener Atomabkommen mit dem Iran zurückgezogen und angekündigt, "maximalen Druck" auf den Iran mittels neuer Sanktionen auszuüben, die ab 6. August und im November in Kraft treten sollen. Die europäischen Vertragspartner zeigen sich zwar entschlossen, das Abkommen von 2015 zu erhalten, das verhindern soll, dass Teheran die Fähigkeiten zur Entwicklung von Atomwaffen erlangt. Doch ihre Firmen wirklich schützen können sie nicht.
Konzerne wie Total, Peugeot und Renault, die nach dem Abkommen in den Iran zurückgekehrt waren, kündigten bereits ihren Rückzug an, um den US-Sanktionen zu entgehen. Internationale Banken scheuen sich ohnehin, in das Iran-Geschäft einzusteigen. Zwar sind kleinere Firmen entschlossen zu bleiben, doch die von Präsident Hassan Rouhani versprochene Öffnung zur Welt wird mit den neuen US-Sanktionen nicht mehr zu realisieren sein.
Viele Iraner sind wütend auf die USA, zumal die Sanktionen weniger den Staat als die einfachen Leute zu treffen drohen. Doch viele machen auch die verfehlte Politik ihrer Regierung für die Situation verantwortlich. Das Land ist geplagt von Dauerkrisen: Arbeitslosigkeit und Armut, Korruption, Bankenversagen und Wassernot.
(APA/dpa/AFP/red.)