Simbabwe: Opposition im Visier

Tendai Biti wurde verhaftet.
Tendai Biti wurde verhaftet.APA/AFP/JEKESAI NJIKIZANA
  • Drucken

Der prominente Oppositionelle Tendai Biti wollte außer Landes fliehen und wurde verhaftet.

Harare. Die Polizei in Simbabwe hat einen der prominentesten Oppositionellen des Landes festgenommen. Ex-Finanzminister Tendai Biti wurde am Mittwoch beim Grenzübertritt zum Nachbarland Sambia verhaftet. Seinem Anwalt zufolge wollte er dort um Asyl ansuchen. Biti wird vorgeworfen, nach den Parlaments- und Präsidentenwahlen vor zehn Tagen zu Gewalt aufgehetzt und den Oppositionsführer Nelson Chamisa unrechtmäßig zum Wahlsieger erklärt zu haben.

Der Anwalt Biti, 52, war Mitbegründer des Movement for Democratic Change (MDC) und ein Weggefährte der im Februar verstorbenen MDC-Galionsfigur Morgan Tsvangirai. Als Finanzminister fungierte er in der Einheitsregierung unter dem gestürzten Diktator Robert Mugabe nach der blutigen Wahl 2008. Nach einem oppositionsinternen Zerwürfnis gründete er eine eigene Partei, engagierte sich dann aber in einer vom MDC geführten Wahlallianz.

Vergangene Woche war Biti einer der Ersten, die Unregelmäßigkeiten bei der Präsidentenwahl kritisierten und Chamisa zum Sieger erklärten – noch vor Bekanntgabe des Resultats zugunsten des Amtsinhabers, Emmerson Mnangagwa. Bitis Verhaftung ist Höhepunkt in einer Reihe von Maßnahmen gegen die Opposition. Gesucht werden auch MDC-Vorstand Morgen Komichi und Jugendchef Happymore Chidziva. Am Dienstag wurden 27 verhaftete MDC-Anhänger gegen Kaution freigelassen. Die Opposition will die Wahlergebnisse gerichtlich anfechten. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Großer Jubel bei den Anhängern von Emmerson Mnangagwas Regierungspartei Zanu-PF.
Außenpolitik

Präsidentenwahl: Simbabwe kommt nicht zur Ruhe

Wahlsieger Mnangagwa zeigt sich versöhnlich, die Justiz geht gegen Oppositionelle vor.
Fans von Emmerson Mnangagwa bejubeln dessen Sieg bei der Präsidentenwahl im 16-Millionen-Einwohnerland Simbabwe.
Außenpolitik

Simbabwe: Das „Krokodil“ hat zugeschnappt

Emmerson Mnangagwa, genannt das „Krokodil“, war ewig die Nummer zwei hinter dem Despoten Robert Mugabe. Im Vorjahr putschte er, jetzt gewann er die Präsidentenwahl.
Polizei stürmt Oppositionszentrale nach Ausschreitungen in Harare
Weltjournal

Harare: Polizei stürmt Oppositionszentrale

Die Zahl der Opfer nach den Krawallen in Simbabwe ist auf sechs gestiegen. Nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse war es am Mittwoch zu Ausschreitungen gekommen.
Außenpolitik

Simbabwe: Das "Krokodil" bleibt an der Macht

Staatschef Emmerson Mnangagwa gewinnt die erste Wahl nach dem Sturz von Langzeitpräsident Mugabe. Die Opposition lehnt den Wahlausgang ab. Sie ortet Betrug.
In der Hauptstadt protestierten Oppositionsanhänger gegen den Sieg der Regierungspartei bei den Parlamentswahlen.
Außenpolitik

Warum Simbabwe den Neuanfang verpasst

Die Regierungspartei Zanu-PF bleibt an der Macht und wird wohl auch nach der Mugabe-Ära den Präsidenten stellen. Die Opposition wähnt Wahlmanipulation. In Harare schoss die Armee auf Demonstranten, es gab Todesopfer.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.