Die niederländischen Ryanair-Piloten hatten noch nicht entschieden, ob sie bei der Streikwelle mitmachen wollen, da strebte ihr Arbeitgeber bereits ein Verbot vor Gericht an.
Während in mehreren europäischen Ländern am Freitag Streiks der Ryanair-Piloten drohen, strebt der Billigflieger in den Niederlanden ein Verbot etwaiger Arbeitskampfmaßnahmen an. Die dortige Pilotengewerkschaft VNV erklärte am Mittwoch, Ryanair fordere vor Gericht eine einstweilige Verfügung, "um Streiks seiner Piloten in der Sommersaison zu verhindern".
Die VNV zeigte sich von dem Schritt "überrascht" und "wütend", das sei ein "Angriff auf das niederländische Streikrecht". Erst war gar nicht sicher, ob sich der VNV dem Streik am Freitag der deutschen, belgischen, schwedischen und irischen Kollegen anschließt. Es sei deshalb verfrüht, gegen etwaige Maßnahmen vorgehen zu wollen, kritisierte die Gewerkschaft. Der Gang vor Gericht sei außerdem ein "weiterer Versuch von Ryanair, seine Angestellten um ihre Rechte zu bringen". Doch Mittwochabend war schließlich klar: Auch der VNV will streiken.
Eine Sprecherin des zuständigen Gerichts in Haarlem unweit des Flughafens Amsterdam-Schiphol sagte der Nachrichtenagentur AFP, es werde sich am Donnerstagnachmittag mit dem Fall beschäftigen. Ryanair selbst äußerte sich nicht dazu.
Wegen der Streiks der Ryanair-Piloten sollen am Freitag europaweit rund 400 Flüge ausfallen, davon allein 250 Verbindungen von und nach Deutschland. Die Piloten fordern bessere Arbeitsbedingungen bei dem Billigflieger.
Vorwürfe der deutschen Grünen
Der Fraktionsvize der deutschen Grünen, Oliver Krischer, hat wegen der bevorstehenden Streiks die Unternehmens-Spitze von Ryanair attackiert. Krischer sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in Berlin: "Das Billigflug-Geschäftsmodell beruht auch auf Dumping bei Löhnen und Arbeitsbedingungen. Dass jetzt auch die Piloten sich mit Streiks dagegen wehren, ist verständlich."
Es sei Folge der Geschäftspolitik von Ryanair-Chef Michael O'Leary. Wenn eine Airline Milliardengewinne mache, aber Mitarbeiter unter Dumping-Bedingungen arbeiten müssten, sei das "sozialer Sprengstoff. Es wird Zeit, dass in der Branche endlich allgemeine Mindeststandards bei Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden. Es kann nicht sein, dass Menschen in den Flugzeugen arbeiten, die nicht krankenversichert sind und Überstunden bei Verspätungen nicht vergütet bekommen."
Krischer forderte, den gesetzlichen Anspruch auf Entschädigung für Fluggäste bei Ausfällen zu erhöhen: "Dann behandeln insbesondere die Billigflieger ihr Personal besser, damit es nicht zu Streiks kommt."
(APA/AFP/dpa)