Widersprüchlich sind die zahllosen Studien und Prognosen zum Thema „Digitalisierung und künstliche Intelligenz“. Die einen sehen bald 50 Prozent der Arbeitenden ohne Job, die anderen sprechen von grundloser Hysterie.
Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? Gibt es in ein paar Jahren überhaupt noch etwas zu tun für uns, oder haben uns dann schon die Roboter ersetzt? Und was würde das Szenario für die Gesellschaft und jeden einzelnen von uns bedeuten? Mit diesen Fragen beschäftigt sich seit geraumer Zeit eine Unzahl von Studien. Informatiker, Ökonomen, Soziologen, Philosophen, YouTuber und Influencer, sie alle haben ihre Antworten parat. Und die fallen mitunter sehr unterschiedlich aus (siehe Grafik). „Wir haben uns alle Studien der vergangenen Jahre zum Thema ,Arbeit und Zukunft‘ angeschaut“, sagt Matthias Horx, Leiter des Zukunftsinstituts, einem Prognose- und Beratungsunternehmen mit Sitz in Wien und Frankfurt: „Das Ergebnis ist: Keiner hat irgendeine Ahnung. Die Ergebnisse sind vollkommen widersprüchlich.“
Ein pointierter Standpunkt wird etwa in dem YouTube-Video „Humans Need Not Apply“ („Menschen brauchen sich gar nicht bewerben“) vertreten. Weit über zehn Millionen haben es schon angesehen, und viele glauben an die düsteren Prophezeiungen. Vor allem der Vergleich zwischen Mensch und Pferd überzeugt sie. Er stammt vom russisch-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Wassily Leontief: Im März 1910 gab es in den Vereinigten Staaten rund 24,04 Millionen Pferde. 1960 waren es nur mehr um die 3,09 Millionen, und viel mehr sind es heute auch nicht. Weshalb das so ist? Automobile und Dampfmaschinen haben Pferde überflüssig gemacht. Während sie früher die Post von Küste zu Küste brachten, Pflüge über Äcker, Kutschen übers Land zogen und Krieger in die Schlacht trugen, gibt es für die edlen Tiere heute vergleichsweise kaum mehr etwas zu tun. Glaubt man Leontief, wird es uns nicht anders als Millionen von Pferden ergehen. Wir werden in naher Zukunft dank künstlicher Intelligenz und Digitalisierung nicht mehr viel zu tun haben und schließlich aussterben. „Ein beeindruckendes Video! Besser kann man den direkten Verdrängungseffekt durch neue Technologien nicht darstellen“, sagt Jens Südekum, Professor of International Economics an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.