Immer weniger junge Chinesen heiraten. Das besorgt nicht nur die Eltern, die versuchen ihre Kinder auf Heiratsmärkten zu vermitteln. Auch Peking ist alarmiert: Die Hochzeitsscheu wird zur demografischen Herausforderung.
Wien/Shanghai. „Weiblich. Geboren 1986. 1,66 Meter groß. Universitätsabschluss. Einkommen: 4000.“ Auch ein Foto ist zu sehen von einer Chinesin, deren Stirnfransen bis über die Augen reichen. Es ist eine von Tausenden Anzeigen, die jedes Wochenende den People's Square im Herzen der chinesischen Metropole Shanghai zieren: auf Mauern, Schnüren, Bäumen, auf aufgespannten Schirmen oder eigens herangekarrten Pinwänden.
Dazwischen Dutzende Heiratsvermittler – und eine Schar meist schon pensionierter Chinesen. Sie bangen um die Zukunft ihrer Kinder. Wie auf einem Basar – teils ohne das Wissen des Nachwuchses – feilschen sie mit gleichgesinnten Eltern um Blind Dates. Einmal arrangiert, soll es sich im Idealfall um das künftige Schwiegerkind handeln – und recht bald das erste Enkelkind auf die Welt kommen.