IBM-Patent: Nie mehr müde dank Drohne

Das neueste IBM-Patent: „Drohnenzustellung von Kaffee auf Basis des kognitiven Zustands eines Individuums“.
Das neueste IBM-Patent: „Drohnenzustellung von Kaffee auf Basis des kognitiven Zustands eines Individuums“. (c) REUTERS (Brendan McDermid)
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Sensoren erkennen Kaffeewunsch, die Drohne serviert.

Gute alte Zeit: Früher einmal bereitete IBM handfesten Errungenschaften den Weg, wie Festplatten, Barcodes oder Augenlaserkorrektur. Schöne neue Welt: Heute will uns der US-Konzern mit Künstliche-Intelligenz-Kapriolen nicht nur das Denken abnehmen, sondern auch ungeahnten Wünschen vorgreifen. Das neueste Patent: „Drohnenzustellung von Kaffee auf Basis des kognitiven Zustands eines Individuums“. Bevorzugter Einsatzbereich: Büros. Die unbemannten Flugobjekte versorgen aus der Luft mit voll automatisch zubereiteten Heißgetränken, noch ehe uns das Bedürfnis bewusst ist. Dazu sammeln Kameras, Sensoren und umgeschnallte Messgeräte so viele Daten, dass sie uns bald besser kennen als wir selbst: Wie viele Stunden hat der potenziell Koffeinbedürftige geschlafen? Wie niedrig ist sein Blutdruck, wie schwach der Puls? Schwankt die Pupillenweite? (dann droht Entschlummern).

Auch über den Terminkalender weiß das System Bescheid: Vor der Gehaltsverhandlung ist ein Energieschub indiziert. Der Algorithmus lernt dazu, erfasst ritualisierte Handlungen (eintrudeln, tratschen, Torte essen), die ohne das gebrühte Kultgetränk nicht auskommen. Er kennt individuelle Vorlieben: Melange mit laktosefreier Sojamilch, zwei Löffel Zucker, nicht zu heiß. In Meetings registrieren die Sensoren lautstarke Debatten (dann besser Kamillentee) oder das fade Aug im Publikum uninspirierter Präsentationen (doppelter Espresso, rasch!). Auch der Status bleibt nicht verborgen: Chef und Gäste kriegen zuerst. Sollte der Sekretärinnenersatz einen kognitiven Zustand übersehen, kann man seine Dienste herbeiwinken.

Womit er auch für die Gastro taugt, als Kellnerersatz. Wenn uns der Ober im Wiener Kaffeehaus weiter mit Kundenverachtung und Grant vergrämt, plädieren wir für IBM. Das Einzige, was bei Drohnen droht, sind Kollisionen im Luftraum. Um sie zu verhindern, könnte sich ja der Kellner auf Fluglotse umschulen lassen. Damit die Digitalisierung, wie versprochen, keine Jobs kostet.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2018)

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