Don't Smoke: Diskussion für Stadt Wien "international eine Peinlichkeit"

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Die Stadt Wien macht sich für das Rauchverbot stark. SPÖ, Grünen und Neos übten im Wiener Landtag scharfe Kritik an der Bundesregierung. Auch die Wiener ÖVP hätte sich "das Ergebnis der Regierungsverhandlungen anders gewünscht".

Kurz vor Beginn der Eintragungswoche für das Volksbegehren "Don't Smoke" am kommenden Montag war die aktuelle Raucherregelung auch Thema im Wiener Landtag. Die Vertreter von SPÖ, Grünen und Neos riefen in der Sitzung am Freitag zur Teilnahme am Volksbegehren für eine rauchfreie Gastronomie auf und übten scharfe Kritik an der Vorgangsweise der Bundesregierung.

"Es ist international eine Peinlichkeit, dass wir überhaupt über dieses Thema diskutieren müssen", befand Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) im Rahmen der Fragestunde. Das derzeitige Gesetz, das das Rauchen in abgetrennten Bereichen erlaubt, funktioniere "in der Praxis überhaupt nicht", stellte Sima fest. Es sei lediglich als Übergangsregelung gedacht gewesen. "Es wundert mich, dass Sie sich jeden Tag in den Spiegel schauen können mit so einer Regelung", sagte sie in Richtung der Vertreter von ÖVP und FPÖ. "Echter Nichtraucherschutz ist logischerweise nur durch ein echtes Rauchverbot möglich."

"Plan B": Freiwillige Rauchfreiheit

Die Wiener Landesregierung hat im Juni eine Verfassungsklage gegen die Aufhebung des geplanten Rauchverbots in der Gastronomie eingebracht. "Ich hoffe wirklich sehr, dass wir uns mit dieser Klage durchsetzen können", sagte Sima. "Plan B" sei eine Initiative zur freiwilligen Rauchfreiheit von Lokalen, ähnlich wie in Salzburg.

Deutliche Appelle für die Teilnahme am Volksbegehren gepaart mit Angriffen gegen die Bundesregierung kamen auch von Neos und Grünen. "Täglich sterben drei Menschen am Passivrauchen", sagte Neos-Mandatar Stefan Gara im Rahmen der Aktuellen Stunde und stellte zur Verdeutlichung drei Paar Kinderschuhe auf das Rednerpult. "Es ist absolut geschmacklos, dass die Bundesregierung riskiert, dass Menschen am Rauch sterben."

Auch der grüne Abgeordnete Peter Kraus wies darauf hin, dass in Österreich jährlich bis zu 14.000 Menschen am Rauchen sterben. "Mischen wir uns ein, wir werden das selber für uns richten müssen", rief er dazu auf, das Volksbegehren von Ärztekammer und Krebshilfe zu unterschreiben.

ÖVP: "Anders gewünscht"

Nicht glücklich mit der aktuellen Regelung zeigte sich auch ÖVP-Mandatar Markus Wölbitsch. "Ich habe als Nichtraucher vollstes Verständnis für Menschen, die sich ein komplettes Rauchverbot wünschen", sagte er. "Es ist auch kein Geheimnis, dass wir uns dieses konkrete Ergebnis der Regierungsverhandlungen anders gewünscht hätten. Aber eine Koalition besteht nun einmal aus Kompromissen." Die Bundesregierung habe klar gemacht, dass sie das Ergebnis des Volksbegehrens abwarten und dann in der Regierung und im Parlament behandeln werde.

FPÖ: "Nichtraucherschutz noch nie so gut"

Der freiheitliche Mandatar Wolfgang Seidl verteidigte die Vorgangsweise der Bundesregierung, statt eines Verbots das Rauchen in Lokalen weiterhin zu erlauben. "Der Nichtraucherschutz war noch nie so gut geregelt wie jetzt", sagte er. "Wogegen wir uns wehren ist diese Bevormundung."

(APA)

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