Die offizielle Opferzahl steigt. Nachbeben verbreiten Panik. Doch es gibt auch kleine Geschichten der Hoffnung: Helfer zogen einen Mann drei Tage nach der Katastrophe aus den Trümmern eines Hauses.
Bei der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe auf der indonesischen Insel Sulawesi ist die offizielle Opferzahl deutlich gestiegen. Die Behörden berichten von 1200 bestätigten Todesfällen. Die Katastrophenschutzbehörde sprach am Dienstag von mindestens 1234 Toten. Wahrscheinlich wird es noch Tage dauern, bis das ganze Ausmaß der Katastrophe klar ist. Der Sprecher der Behörde, Sutopo Nugroho, berichtete von mehr als 800 Verletzten. Die Opferzahl dürfte aber noch weiter steigen: Das Schicksal von tausenden Bewohnern abgelegener Gebiete ist immer noch unklar. Vielerorts fehlt es zudem an schwerem Gerät, um Trümmer wegzuschaffen.
Die Caritas Österreich entsendet Ersthelferin Miriam Ebner ins Krisengebiet. Sie und ihr Schweizer Kollege Lukas Fiechter werden Caritas Indonesien ab Mittwoch mit ihrem Know-how an Ort und Stelle in Makassa unterstützen. Für die Caritas war sie als Katastrophenhelferin in Griechenland (Flüchtlingshilfe), in Haiti (Hurrikan Matthew) und im vergangenen Jahr bei der Hungerkatastrophe im Norden Kenias im Einsatz.
Eine Sprecherin des indonesischen Roten Kreuzes sagte: "Das Schlimmste ist, eineinhalb Stunden durch den Schlamm zu waten und Leichen zu tragen." In der besonders betroffenen 350.000-Einwohner-Stadt Palu hat man inzwischen damit begonnen, Massengräber auszuheben.
Tsunami hinterlässt Chaos auf Sulawesi
Umso größer die Freude bei den Rettern, wenn sie Zeugen eines kleinen Wunders werden: Drei Tage nach dem Tsunami haben Helfer in der Stadt Palu einen Überlebenden aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses gezogen. Der Mann namens Sapri Nusin wurde am Montagabend aus der Ruine eines Regierungsgebäudes gerettet, wo er seit Freitagabend verschüttet war.
Die Behörden veröffentlichten am Dienstag ein Video, das die Rettung zeigt. Darauf ist zu sehen, wie Nusin von einem Helfer gefragt wird: "Kannst Du gehen?" Die Antwort: "Ja, aber ich bin sehr durstig." Anschließend wurde er zu einem Krankenwagen gebracht.
34 tote Bibelschüler
Allerdings sind nicht alle Geschichten so positiv: In den Trümmern einer zerstörten Kirche auf der Insel Sulawesi wurden 34 tote Bibelschüler gefunden. Die Opferzahl könnte noch steigen, weil zunächst 86 Bibelschüler als vermisst gemeldet wurden, wie eine Sprecherin des indonesischen Roten Kreuzes am Dienstag sagte.
Die Bibelschüler kamen im Jonooge Church Training Centre im bergigen Bezirk Sigi Biromaru südöstlich der Stadt Palu ums Leben. Die Kirche wurde nach dem Erdbeben vom vergangenen Freitag von einer Schlammlawine verschüttet. Die Arbeit der Rettungskräfte gestaltete sich schwierig: Die Gegend ist abgelegen und kann nur durch einen rund eineinhalbstündigen Fußmarsch erreicht werden, wie Rote-Kreuz-Sprecherin Aulia Arriani sagte.
Panik auf Sumba
Derweil sorgten neue Beben im Süden Indonesiens für Schrecken: Vor der Insel Sumba wurde am Dienstag zunächst ein Beben der Stärke 5,9 gemessen, kurz darauf ein Beben der Stärke 6,0. Berichte über schwere Schäden auf der Insel mit rund 750.000 Bewohnern lagen zunächst nicht vor. "Wir haben vier Erschütterungen gespürt", berichtete ein Hotelmitarbeiter in der Region. "Die Menschen sind beim ersten Beben in Panik geraten und aus dem Hotel gerannt."
Sumba liegt hunderte Kilometer südlich der Insel Sulawesi und rund 1600 Kilometer südlich der Stadt Palu, die von der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe besonders getroffen wurde.
Elf Länder, darunter Australien, Großbritannien und die USA haben bisher Flugzeuge mit Hilfsgütern in die betroffenen Gebiete der Insel Sulawesi gesendet.
Der 1800 Meter hohe Vulkan Soputan auf Sulawesi schleuderte am Mittwoch Asche in die Luft. Die Zahl der Toten nach dem Tsunami steigt auf mindestens 1200.
Noch immer konnten Einsatzkräfte nach der Beben- und Tsunamikatastrophe auf der Insel Sulawesi nicht alle betroffenen Gebiete erreichen. Die Hilfe läuft nur schleppend an.
Nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe auf der Insel Sulawesi nimmt die Kritik an den Behörden zu: Das Frühwarnsystem funktioniere seit Jahren nicht lückenlos.
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