Noch immer konnten Einsatzkräfte nach der Beben- und Tsunamikatastrophe auf der Insel Sulawesi nicht alle betroffenen Gebiete erreichen. Die Hilfe läuft nur schleppend an.
Palu/Jakarta/Wien. Die Verzweiflung wächst: Seit mittlerweile fünf Tagen warten die Überlebenden der schweren Erdbeben- und Tsunamikatastrophe auf der indonesischen Insel Sulawesi auf Hilfe. Trinkwasser und Nahrung sind knapp und kommen nur sehr schleppend in den betroffenen Gebieten im Norden der Insel an, berichten Überlebende.
In der Provinzhauptstadt der Insel, Palu, haben zwar einige wenige Geschäfte geöffnet, doch immer wieder kommt es zu Plünderungen. Uniformierte sollen verhindern, dass geschlossene Geschäfte gestürmt werden. Am Dienstag wurden vor einem Einkaufszentrum Warnschüsse abgefeuert und sogar Tränengas eingesetzt. Später ließ die Polizei die Menschen doch in das Geschäft. „Was sollen wir dagegen tun? Die Leute sind so verzweifelt“, erzählt ein Polizist der Zeitung „Jakarta Post“. Mindestens 20 Polizisten waren vor Ort, griffen jedoch nicht ein. Die Regierung versucht, Ängste vor Plünderungen herunterzuspielen und erklärt, Katastrophenopfer dürften sich wichtige Dinge nehmen. Die Unternehmer würden später entschädigt.
Präsident Joko Widodo wies sein Kabinett an, sich zuerst um Evakuierungen zu kümmern und nach Überlebenden zu suchen. Gleichzeitig ließ er mehr Polizisten und Soldaten in das Katastrophengebiet schicken, in dem insgesamt etwa 1,4 Millionen Menschen leben. Hilfe soll per Lkw, Schiff und aus der Luft kommen.
Tsunami hinterlässt Chaos auf Sulawesi
Kaum Trinkwasser
Doch auf den Straßen der zerstörten Stadt war davon zunächst nur wenig zu spüren. Die Brücke über den Fluss Palu, einst Wahrzeichen der Provinzhauptstadt liegt in Trümmern, von der großen Moschee mit dem markanten grünen Dach ist nur mehr ein Trümmerhaufen übrig. Die Stromversorgung war noch immer unterbrochen. Lkw mit Hilfsgütern dringen nur langsam in die Katastrophengebiete vor. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen, die seit Tagen kaum Trinkwasser und nichts zu essen hatten, die Lastwagen an der Weiterfahrt hindern und plündern. Wer kann, will das zerstörte Palu verlassen. Immer mehr Menschen versammeln sich am Flughafen und versuchen, einen Flug in den Süden Sulawesis zu bekommen. Eine aufgebrachte Menschenmenge blockierte am Dienstag die Start- und Landebahn.
Das Internationale Rote Kreuz verglich die Lage auf der Insel Sulawesi am Dienstag mit einem Alptraum. Sorge bereitete den Helfern zunehmend die 300.000-Einwohner-Region Donggala nördlich von Palu, die am nächsten zum Epizentrum des Erdbebens der Stärke 7,4 vom Freitag liegt. Auch Tage nach dem Unglück ist der Bezirk immer noch weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Vereinzelte Berichte deuteten daraufhin, dass dort die Zerstörung extrem stark sein dürfte. Offiziell ist nun von insgesamt mehr als 1300 Toten die Rede. Vizepräsident Jusuf Kalla sprach bereits am Sonntag von möglicherweise mehreren Tausend Todesopfern. Dem starken Beben war am Freitag ein Tsunami gefolgt, der in drei Wellen – die letzte davon sechs Meter hoch – auf die Küstenregion traf.
Eine Mio. Soforthilfe aus Wien
Auch die internationale Hilfe ist nun im Anrollen: Die österreichische Bundesregierung stellt als Soforthilfe eine Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds zur Verfügung. Auch andere Länder haben ihre Unterstützung zugesagt. (zoe/ag)
Elf Länder, darunter Australien, Großbritannien und die USA haben bisher Flugzeuge mit Hilfsgütern in die betroffenen Gebiete der Insel Sulawesi gesendet.
Der 1800 Meter hohe Vulkan Soputan auf Sulawesi schleuderte am Mittwoch Asche in die Luft. Die Zahl der Toten nach dem Tsunami steigt auf mindestens 1200.
Die offizielle Opferzahl steigt. Nachbeben verbreiten Panik. Doch es gibt auch kleine Geschichten der Hoffnung: Helfer zogen einen Mann drei Tage nach der Katastrophe aus den Trümmern eines Hauses.
Nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe auf der Insel Sulawesi nimmt die Kritik an den Behörden zu: Das Frühwarnsystem funktioniere seit Jahren nicht lückenlos.
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.