Neue Vorwürfe gegen Riad

Symbolbild.
Symbolbild. (c) APA/AFP/OZAN KOSE (OZAN KOSE)
  • Drucken

Fall Khashoggi. Zeitung veröffentlicht Namen des Killerkommandos.

Istanbul. In der Türkei sickern immer mehr Details zum Verschwinden des prominenten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi durch: Der 59-Jährige war am Dienstag vergangener Woche in das saudische Konsulat in Istanbul gegangen, um ein Dokument für die Heirat mit seiner Verlobten, Hatice Cengiz, abzuholen. Seither ist er verschwunden.

Die Türkei geht davon aus, dass Saudiarabien den unbequemen Kritiker durch ein Killerkommando hat ausschalten lassen. Die Leiche soll zerstückelt und aus dem Konsulat transportiert worden sein, heißt es aus türkischen Ermittlerkreisen. Insgesamt sollen 15 Männer beteiligt gewesen sein, die aus Saudiarabien nach Istanbul eingeflogen wurden. Bei einem von ihnen soll es sich um einen Forensikexperten handeln.

Sie seien am 2. Oktober auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul gelandet. Die regierungsnahe Zeitung „Sabah“ hat sogar die Namen der Männer samt Fotos bei der Passkontrolle und beim Einchecken veröffentlicht. Sie hätten in zwei verschiedenen Hotels übernachtet, die im gleichen Viertel liegen wie das Konsulat. Etwa zwei Stunden nachdem Khashoggi das Konsulat betreten hat, soll ein großer schwarzer Lieferwagen an der Residenz des Generalkonsuls eingetroffen sein.

Verlobte appelliert an Trump

Khashoggis Verlobte hat in einem Kommentar in der „Washington Post“ an US-Präsident Donald Trump appelliert, bei der Aufklärung des Falls zu helfen. Der Journalist hat seit September 2017 aus Angst vor einer Festnahme in seiner Heimat im Exil in den USA gelebt. Khashoggi hat sich kritisch gegenüber der Politik des mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman geäußert, der zwar weitreichende Reformen in dem erzkonservativen Königreich eingeleitet hat, doch zugleich mit harter Hand gegen Kritiker vorgeht. Riad streitet alle Vorwürfe ab, will aber kooperieren. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mord in saudi-arabischem…

Familie vergibt Mördern von Jamal Khashoggi

Fünf Männer wurden im Zusammenhang mit dem Mord an dem Journalisten zum Tode verurteilt.
Der Eingang zum saudiarabischen Konsulat in Istanbul.
Außenpolitik

Zeitung: Khashoggi in Istanbuler Konsulat gefoltert und enthauptet

Eine türkische Zeitung will im Besitz von Tonaufnahmen sein, in denen der saudiarabische Journalist getötet wird. Auch der Konsul soll darauf zu hören sein. US-Präsident Trump pocht auf die Unschuldsvermutung.
Außenpolitik

Fall Khashoggi: Leibwächter des Kronprinzen als Tatverdächtiger?

Angeblich stecken Leute aus dem Umfeld des Kronprinzen hinter dem Verschwinden des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Auch eine weitere internationale Reaktion wird für das Königreich zum Problem.
 Seit zwei Wochen im Mittelpunkt des politischen und medialen Interesses: das saudische Konsulat in Istanbul, in dem die türkischen Behörden im Fall Khashoggi eine neunstündige Durchsuchung vornahmen. Auch die Residenz des saudischen Generalkonsuls war Ziel einer Razzia.
Außenpolitik

Fall Khashoggi: Warum die Saudis davonkommen könnten

Die USA und auch die Türkei sind offenbar bemüht, nach dem mutmaßlichen Mord an dem saudischen Journalisten Khashoggi in Istanbul eine Version aufzutischen, die gesichtswahrend für Saudiarabiens Königshaus ist.
Außenpolitik

Mord im Konsulat: Was ist über das Verschwinden von Khashoggi bekannt?

Während Saudiarabien zunächst beteuerte, nichts über den Verbleib des Journalisten zu wissen, wurde in türkischen Medien von Agenten, Koffern und einem Forensikexperten berichtet. Die Regierung will gar Videoaufnahmen der Tötung haben, hält diese aber zurück.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.