Wie China in seiner nordwestlichen Region Xinjiang mit Uiguren umgeht, ist an Brutalität und Zynismus kaum zu überbieten.
Wie China in seiner nordwestlichen Region Xinjiang mit Uiguren umgeht, ist an Brutalität und Zynismus kaum zu überbieten. Das kommunistische Regime hält nach Schätzungen der UNO bis zu einer Million Mitglieder der muslimischen Minderheit in Umerziehungslagern fest. Lang hat Peking die Masseninternierungen rundweg abgestritten. Doch diese Kommunikationsstrategie ließ sich angesichts Hunderttausender Insassen am Ende nicht mehr so leicht aufrechterhalten.
Deshalb ging die Volksrepublik in Orwell'scher Manier nun dazu über, die Haftzentren schönzureden. In einem Interview mit der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua sprach der Gouverneur von Xinjiang nun tatsächlich von einem „kostenlosen Berufsbildungs- und Trainingsprogramm“, um religiösem Extremismus und Terror den Boden zu entziehen.
Alles klar, die Volksrepublik zeigt sich einfach nur von ihrer bürgerfreundlichen und serviceorientierten Seite, wenn sie eine Million Menschen von ihren Familien trennt und in Umerziehungslager steckt. Es ist ein Skandal, dass eine Regierung ein solches schamlos totalitäres Vorgehen im 21. Jahrhundert überhaupt noch wagt.
Doch fast ebenso beschämend ist, wie der Rest der Welt schweigt, um sich die guten Geschäfte mit der aufstrebenden Wirtschaftsmacht nicht zu verderben. Moral trägt der abgestumpfte Westen nur noch vor sich her, wenn es nichts kostet – mit Vorliebe und besonderem Empörungsgestus bei politisch korrekten Randthemen. China kann ungeniert machen, was es will.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2018)