Die peinliche Leichtigkeit eines Diebstahls

Warum hat niemand auf den Renoir aufgepasst?

Joseph I. wäre entsetzt gewesen. Der Habsburger-Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, der anno 1707 das weltbekannte Dorotheum zu Wien gegründet hat, hätte wohl nicht verstanden, dass es gar so einfach ist, ein Bild aus seinem geliebten Auktionshaus zu stehlen (aus dem zweiten Stock!). Erinnerungen an die Saliera, die ein Täter aus dem Kunsthistorischen Museum ganz bequem über ein Baugerüst abtransportierte, werden wach.

Und nun das Dorotheum. Dass die Leitung des (2001 unter Karl-Heinz Grasser privatisierten) Hauses erklärt, es seien eh „umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen“ getroffen worden, macht die Sache noch peinlicher. Wenn Kunstdiebstähle als ausgeklügelte Gentleman-Coups verübt werden, kann man sich wenigstens auf „Profis am Werk“ (und das buchstäblich) ausreden. Aber einfach ein Bild nehmen und gehen? Dies zu vereiteln sollte doch zu schaffen sein.

manfred.seeh@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2018)

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