Kunstdiebe auf der Flucht: Wie gut sind Bilder im Dorotheum gesichert?

Das Renoir-Gemälde, wie es im Auktionskatalog zu finden war.
Das Renoir-Gemälde, wie es im Auktionskatalog zu finden war. Dorotheum/www.robertogobbophoto.it
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Ein 160.000 Euro teures Gemälde des französischen Impressionisten Pierre Auguste Renoir wurde aus dem Wiener Auktionshaus gestohlen – auf ziemlich dreiste Art und Weise.

Wien. „Pierre Auguste Renoir steht für Frankreich und dessen Kunst“, schrieb das Dorotheum noch vor Kurzem auf seiner Webseite. Nun ist eines der Werke des französischen Impressionisten weg – und die Fahndung nach drei Männern, die die Überwachungskamera einfing, läuft. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Diebstahl.

1. Wie wurde der Renoir aus dem Dorotheum gestohlen?

Auf ziemlich dreiste Weise, wie die Polizei nun bekannt gab: Am Montag um 17.15 Uhr betraten drei Unbekannte, zwei von ihnen mit Einkaufstaschen, das Haus in der Dorotheergasse. Sie dürften sich gezielt zu dem im zweiten Stock ausgestellten Gemälde begeben haben. Dort nahmen sie das Bild aus dem Rahmen und verließen das Haus über verschiedene Ausgänge. Die Polizei geht von Profis aus.

2. Um was für ein Gemälde handelt es sich – und was ist es wert?

Das 27 mal 40 Zentimeter kleine Bild „Golfe, mer, falaises vertes“ hat Renoir 1895 gemalt. Es war zuletzt im Besitz eines privaten europäischen Sammlers. Mittwochabend hätte es neben Werken von Gustav Klimt und Egon Schiele versteigert werden sollen. Der Schätzwert lag bei 120.000 bis 160.000 Euro. Zum Vergleich: Es gibt zwar günstigere Renoirs, aber auch deutlich teurere. „Dans les Roses (Portrait de Madame Léon Clapisson)“ wurde 2003 um 20,5 Millionen Euro versteigert. In Renoirs Werk sei das gestohlene Bild unbedeutend, sagt Michael Kovacek vom Auktionshaus Kinsky. Solche kleinen Landschaften kämen jährlich fünf, sechs Mal auf den internationalen Markt.

Die Fahndung nach drei Tatverdächtigen läuft. Ist in einer der Taschen das Renoir-Gemälde?
Die Fahndung nach drei Tatverdächtigen läuft. Ist in einer der Taschen das Renoir-Gemälde?(c) APA/LPD WIEN (UNBEKANNT)

3. Wer interessiert sich für solche gestohlenen Kunstwerke?

Offiziell kann so ein Gemälde, das jetzt nicht nur registriert ist, sondern auch im Netz kursiert, in der westlichen Welt nicht verkauft werden, sagt Kovacek. Der Dieb könne es – sofern er es sich nicht zu Hause aufhängt – freilich auf dem Schwarzmarkt verkaufen, sagt Nikolaus Barta, der weltweit Kunst versichert. Relativ problemlos etwa auch in Südamerika oder Asien.

4. Wie gut sind Bilder in Auktionshäusern gesichert?

Das Dorotheum spricht von „umfassenden Sicherheitsvorkehrungen“, Details gibt man keine preis. Jedenfalls gibt es Aufsichtspersonal und Kameras. Berichte über einen stillen Alarm, der ausgelöst worden sei, als das Bild aus dem Rahmen genommen wurde, bestätigt die Polizei nicht. Laut Kovacek ist es in Auktionshäusern international üblich, dass mit Experten bzw. Saalaufsicht Bilder von der Wand genommen werden können, um die Rückseite zu prüfen, ohne vorher einen Alarm auszuschalten.

5. Wie oft werden in Österreich Kunstwerke gestohlen?

Größere Kunstdiebstähle sind eher selten, wie die jüngsten Kulturgutberichte zeigen. So wurden 2017 in Österreich 172 Fälle mit einem Gesamtschaden von 770.000 Euro angezeigt. Neben Wohnungen und Kirchen sind demnach auch Handel und Messen Ziele. Der spektakulärste Fall war zuletzt die geschätzt 50 Millionen Euro teure Saliera, die 2003 aus dem Kunsthistorischen Museum gestohlen wurde. Im Dorotheum gab es laut Eigenangaben in den vergangenen Jahrzehnten keine Gemäldediebstähle. Zudem sind die Werke versichert.

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