Pompeo und Mattis verteidigen saudischen Kronprinz im Fall Khashoggi

U.S. Secretary of State Mike Pompeo speaks to the media about the death of Saudi journalist Jamal Khashoggi on Capitol Hill in Washington
U.S. Secretary of State Mike Pompeo speaks to the media about the death of Saudi journalist Jamal Khashoggi on Capitol Hill in Washington(c) REUTERS (JOSHUA ROBERTS)
  • Drucken

Der US-Außenminister will die Beziehungen zu Saudi-Arabien nicht in Frage stellen.

US-Außenminister Mike Pompeo hat die Darstellung zurückgewiesen, der US-Geheimdienst CIA habe Belege für eine Verwicklung des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi. Er habe alle Geheimdienst-Informationen zu dem Fall gelesen, sagte Pompeo am Mittwoch in Washington. Es gebe "keine direkte Aussage" dazu, dass der saudische Kronprinz in den Mord verwickelt gewesen sei. Auch Pentagon-Chef James Mattis erklärte, es gebe keinen "unwiderlegbaren Beweis", dass Mohammed bin Salman involviert gewesen sei.

Die beiden Minister lagen damit ganz auf der Linie von US-Präsident Donald Trump, der vor wenigen Tagen betont hatte, die CIA sei in der Frage "nicht zu einem abschließenden Ergebnis gekommen".

Khashoggi war am 2. Oktober in das saudische Konsulat in Istanbul gegangen, um Papiere abzuholen - und kam nie wieder heraus. Saudi-Arabien räumte erst nach massivem internationalen Druck ein, dass der Regierungskritiker dort getötet wurde. Das saudische Königshaus beteuert, nichts davon gewusst zu haben.

CIA soll Gespräche des Kronprinzen abgehört haben

Die "Washington Post" hatte dagegen berichtet, der US-Geheimdienst CIA sehe Mohammed bin Salman - kurz MbS genannt - als Drahtzieher hinter dem Mord. Die türkische Zeitung "Hürriyet" schrieb, die CIA habe Aufnahmen eines brisanten Telefongesprächs des Kronprinzen. Darin soll er gesagt haben, Khashoggi solle "so schnell wie möglich zum Schweigen gebracht werden". CIA-Direktorin Gina Haspel habe bei einem Türkeibesuch "signalisiert", die CIA habe jenes Gespräch zwischen dem Kronprinzen und dessen Bruder abgehört.

Pompeo und Mattis äußerten sich am Mittwoch nach einem nicht-öffentlichen Treffen mit US-Senatoren, bei dem beide dafür warben, die Beziehungen zu Saudi-Arabien nicht in Frage zu stellen. Mehrere Senatoren hatten erfolglos darum gebeten, dass auch Haspel Rede und Antwort stehen würde. Pompeo wich der Frage aus, warum die CIA-Chefin nicht teilnahm. "Ich wurde gebeten, hier zu sein - und ich bin hier", sagte er.

Der Demokrat Dick Durbin erklärte nach dem Treffen, den Senatoren sei gesagt worden, Haspel habe auf Anweisung des Weißen Hauses nicht teilgenommen. Mehrere Senatoren beider Parteien kritisierten das.

US-Unterstützung für Saudi-Arabiens Militäraktion im Jemen kritisiert

Angesichts der Ermordung des Journalisten wuchs im Senat zuletzt auch die Kritik an der Unterstützung der US-Regierung für die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition im Bürgerkrieg im Jemen. Washington liefert unter anderem Waffen an Saudi-Arabien und teilt militärische Geheimdiensterkenntnisse.

Pompeo und Mattis verteidigten diese Unterstützung bei dem Treffen mit den Senatoren. Eine Verringerung der militärischen Hilfe und ein Ende der Waffenverkäufe wäre "unklug" kurz vor "vielversprechenden" Friedensverhandlungen, hieß es in den im Voraus verbreiteten Redeauszügen von Mattis.

Beide priesen die Bedeutung Saudi-Arabiens und den US-Beitrag im Jemen-Konflikt. "Die Verbindungen zu Saudi-Arabien zu schwächen, wäre ein schwerer Fehler für die nationale Sicherheit der USA und für die unserer Verbündeten", hieß es in Auszügen von Pompeos Statement vor den Senatoren. Das Königreich sei wichtig für die Stabilität im Nahen Osten. Auch ein Rückzug der USA aus dem Jemen-Engagement würde Schaden für die nationale Sicherheit der USA und anderer Partner verursachen.

Am Mittwoch erklärten mehrere Senatoren beider Parteien ihre Unterstützung für eine Resolution, die die Regierung dazu zwingen würde, ihre Unterstützung für Saudi-Arabien zu beenden. Es galt als wahrscheinlich, dass es noch am selben Tag eine erste Abstimmung darüber geben könnte.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mohammed bin Salman
Außenpolitik

Kronprinz soll Nachrichten an Mörder von Khashoggi geschickt haben

Das "Wall Street Journal" berichtet von elf Nachrichten, die Mohammed bin Salman an seinen Berater geschrieben habe. Ihr Inhalt sei der CIA nicht bekannt. US-Außenminister Mike Pompeo nimmt den saudischen Kronprinzen in Schutz.
Archivbild: Ein US-Soldat vor einer Waffe des Terminal High Altitude Area Defense Systems (THAAD)
Außenpolitik

Raketenverkauf: Zwischen Washington und Riad fließen die Milliarden

Die USA billigen den Verkauf von Abschussrampen und Raketen eines Flugabwehrsystems im Wert von 15 Mrd. Dollar an Saudiarabien. Damit könnten sie den Jemen-Krieg, in den Riad verwickelt ist, befeuern.
Gastkommentar

Die unbequeme Wahrheit über Saudiarabien

Der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, hat durch aggressive Aktionen eine schwierige Lage im Nahen und Mittleren Osten herbeigeführt. Jetzt sollte alles dafür getan werden, dass sie nicht noch schlimmer wird.
Protestierende in Tunis.
Außenpolitik

Tunesien: „Hinaus mit dem Killer Bin Salman“

In der Hauptstadt Tunis protestieren mehrere Hundert Menschen gegen den Besuch des saudischen Kronprinzen. Auch am Ende seiner Tour in Argentinien erwarten ihn Probleme.
Kronprinz bin Salman ist in die Zwickmühle zwischen USA und Russland geraten.
Energie

Wie ein Mord den Ölpreis beeinflusst

Die Talfahrt des Ölpreises in den vergangenen Wochen sucht ihresgleichen. Auffällig ist der zeitliche Zusammenfall mit einem Mord. Die Saudis verhalten sich plötzlich so, als ob sie erpressbar sind.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.