Geldwäsche-Razzia bei der Deutschen Bank dauert an

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Wegen des Umfangs des Materials konnten die Durchsuchungen noch nicht abgeschlossen werden. Es geht um den Verdacht der Geldwäsche im Zusammenhang mit den "Panama Papers".

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt setzt ihre Razzia bei der Deutschen Bank am Freitag fort. Wegen des Umfangs des Materials konnten die Durchsuchungen wegen des Verdachts der Geldwäsche im Zusammenhang mit den "Panama Papers" am Donnerstag nicht abgeschlossen werden, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt sagte.

Bereits am Donnerstag hatten rund 170 Beamte der Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamts, der Steuerfahndung und der Bundespolizei Gebäude in Frankfurt und Umgebung durchsucht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft beziehen sich die Ermittlungen auf Vorfälle zwischen 2013 und 2018.

Die Ermittlungen richten sich gegen zwei Mitarbeiter im Alter von 46 und 50 Jahren sowie andere Verantwortliche des Unternehmens. Mindestens einer davon soll in der Compliance-Abteilung arbeiten, die für den Kampf gegen unlautere Geschäfte wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zuständig ist. Die Durchsuchung erstreckte sich auch auf Vorstandsetagen, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte. Unter anderem sei das Büro von Regulierungsvorständin Sylvie Matherat durchsucht worden, sagte ein Insider. Matherat steht nicht erst seit diesem Fall in der Kritik. Zuletzt war in einem Medienbericht über ihre vorzeitige Ablösung spekuliert worden.

Nach einer Auswertung des beim Bundeskriminalamts vorliegenden Datenbestandes der sogenannten "Offshore-Leaks" und "Panama Papers" habe sich der Verdacht ergeben, dass die Deutsche Bank Kunden bei der Gründung von Offshore-Gesellschaften in Steuerparadiesen behilflich war, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Dabei seien Gelder aus Straftaten auf Konten der Deutsche Bank transferiert worden, ohne dass die Bank Geldwäscheverdachtsanzeigen erstattete. Über eine zum Konzern gehörende Gesellschaft mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln sollen allein im Jahr 2016 über 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut worden sein.

Bei den "Panama Papers" handelt es sich um vertrauliche Unterlagen, die ein internationales Recherchenetzwerk im Frühjahr 2016 aufgedeckt hatte. Darin wurde enthüllt, wie Politiker, Sportfunktionäre, Milliardäre, Prominente und Kriminelle weltweit von der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen nutzen, um Steuern in ihren Heimatländern zu umgehen. Im Sommer 2017 teilte das Bundeskriminalamt (BKA) mit, im Besitz der Dokumente zu sein und diese auszuwerten.

Angeschlagenes Image

Die Razzia beschädigt das ohnehin angeschlagene Image der Bank, die in den vergangenen Jahren wiederholt im Fokus der Ermittler stand. Ausgerechnet während der Durchsuchung am Donnerstag war Fed-Vizechef Randal Quarles zu Besuch bei Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, wie ein Fed-Sprecher bestätigte. Quarles, der bei der Fed für die Bankenregulierung zuständig ist, sei zu einem offiziellen Besuch in Frankfurt gewesen, um sich mit Aufsehern und Banken zu treffen, die in den USA aktiv sind. Das Treffen mit Sewing sei schon länger vereinbart gewesen und habe nichts mit der Razzia zu tun gehabt, sagte der Fed-Sprecher.

Die Deutsche Bank wollte sich am Freitag nicht zu der andauernden Durchsuchung äußern. Am Donnerstag hatte ein Banksprecher gesagt, das Institut sei der Ansicht gewesen, dass den Behörden längst alle relevanten Informationen zu den "Panama Papers" bereitgestellt worden seien. "Selbstverständlich werden wir eng mit der Staatsanwaltschaft in Frankfurt kooperieren, da auch uns daran gelegen ist, alle Verdachtsmomente aufzuklären."

Die Deutsche-Bank-Aktie setzte am Freitag ihre Talfahrt fort. Kurz nach Handelsstart notierte sie rund 1,5 Prozent im Minus.

(APA/Reuters)

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