Italien-Budget: Rom will Defizit auf 2,04 drücken

Jean-Claude Juncker mit Premier Giuseppe Conte
Jean-Claude Juncker mit Premier Giuseppe ConteAPA/AFP (ARIS OIKONOMOU)
  • Drucken

In Brüssel bahnt sich ein Ende des Streits zwischen der EU-Kommission und Rom über den italienischen Budgetplan an.

In Brüssel bahnt sich ein Ende des Streits zwischen der EU-Kommission und Rom über den italienischen Budgetplan an. Italiens Premier Giuseppe Conte einigte sich mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch auf eine Reduzierung des von Italien 2019 geplanten Budgetdefizits von 2,4 auf 2,04 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP).

"Wir sind eine Regierung, die ihre Verpflichtungen erfüllt, wir sind aber auch vernünftig", erklärte Conte in Brüssel nach einem Treffen mit Juncker italienischen Medienberichten zufolge. Er versicherte, dass die im Haushaltsplan enthaltenen Reformen wie die Einführung einer Mindestsicherung und die Änderung der Pensionsregelung planmäßig im ersten Quartal 2019 in Kraft treten werden.

Die EU-Kommission will Contes Vorschlag prüfen und in den nächsten Tagen den Dialog fortsetzen. Die Vorschläge würden nun evaluiert, verlautete es aus Brüssel.

Italien will im kommenden Jahr seinen Privatisierungsplan stärker vorantreiben, um das Defizit zu reduzieren. Conte zeigte sich überzeugt, dass Italiens Wirtschaft zudem dank den im Haushaltsplan enthaltenen Reformen "über unsere Erwartungen" wachsen und es zu einer "positiven Lösung" im Dialog mit Brüssel kommen werde. Das Klima und der Dialog mit Brüssel seien "konstruktiv", erklärte Conte nach Angaben italienischer Medien nach dem Gespräch mit Juncker. Wirtschaftsminister Giovanni Tria wird am Donnerstag die Gespräche mit Juncker fortsetzen, hieß es in Rom.

Berlusconi: "Das ist ein absolutes Kasperltheater"

Italiens Präsident Sergio Mattarella hat bei einem Treffen mit Premier Conte und einigen Regierungsmitgliedern die Hoffnung geäußert, dass es zu einem Abkommen mit der EU-Kommission in Sachen Haushaltsplan kommen wird. Ein EU-Strafverfahren würde der italienischen Wirtschaft erhebliche Probleme verursachen, warnte Mattarella.

Die Opposition kritisierte die Regierung scharf. "Premier Conte hat in Sachen Haushalt einen Rückzieher gemacht. Das ist ein absolutes Kasperltheater", kritisierten der Chef der oppositionellen Forza Italia und Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi. "Man soll nicht den Budgetplan, sondern die Regierung wechseln, die aus unfähigen Personen besteht", kommentierte Berlusconi nach Medienangaben.

Die Aussicht auf eine Einigung im Haushaltsstreit zwischen Italien und Brüssel beflügelte am Mittwoch die Mailänder Börse. Diese schloss mit einem Plus von 1,91 Prozent auf 18.945 Punkten. Vor allem die Bankenaktien legten kräftig zu.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Premier Conte: "Italiens Wirtschaftslage ist solide"

"Italien ist die siebtstärkste Volkswirtschaft der Welt und die Ersparnisse der Italiener sind hoch", erklärte Conte bei einer Pressekonferenz zum Jahresende.
Spannungen im Trio: Vizepremier Salvini (Mitte) stellt Koalitionspartner Di Maio (l.) und Premier Conte in den Schatten.
Außenpolitik

Roms Budget und die Risse in der Koalition

Die Populistenregierung hat in letzter Minute ihren Budgetplan korrigiert und ein EU-Verfahren verhindert. Sie bleibt aber unter EU-Sonderbeobachtung. Die Pirouetten um den Etat haben die Bruchstellen in der Koalition offen gelegt.
Archivbild
Österreich

EU-Kommission und Italien einigen sich Budgetstreit

Die EU-Kommission verzichtet auf ein Strafverfahren. Die Opposition in Italien spricht von einem Debakel. Die Regierung spricht davon, auf Reformen nicht verzichten zu müssen.
Europa

Regierung in Rom begrüßt Einigung im Budgetstreit mit EU

Silvio Berluscon, Chef der oppositionellen Forza Italia, warnt vor einer Rezession.
BELGIUM-ITALY-EU-DIPLOMACY
Österreich

Italien einigt sich "informell" mit EU über Budgetentwurf

Die formelle Vereinbarung soll laut dem italienischen Wirtschaftsministerium am Mittwoch in Brüssel geschlossen werden. Italien legte einen neuen Plan vor, der jetzt zu einer "informellen" Einigung geführt hat.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.