Restauration: „Eine Fassade muss atmen“

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Restauration bdquoEine Fassade muss(c) APA (BARBARA GINDL)
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Bei der Sanierung der Außenhülle eines Gebäudes ist einfach darüberzumalen meist zu wenig. Eine Sanierung moderner Fassaden ist in der Regel alle 20 bis 30 Jahre notwendig.

Die Fassade ist das Gesicht eines Gebäudes. Und ebenso wie beim menschlichen Antlitz hinterlässt der Zahn der Zeit Spuren.

Das ist nicht nur ein optisches Problem, die Fassade hat auch die Aufgabe, als Haut des Gebäudes das darunterliegende Mauerwerk zu schützen. Was sie – zumindest bei neueren Gebäuden – in der Regel auch tut. „Bei einer anständig gemachten Fassade sind etwa Frostschäden meist eine Folge von Mängeln an der Verblechung, ansonsten ist die Fassade altersschwach oder falsch gemacht“, sagt Baumeister Matthias Papsch.

Sanierung etwa alle 25 Jahre

Eine Sanierung moderner Fassaden ist in der Regel alle 20 bis 30 Jahre notwendig, so der Experte. Wann eine Sanierung fällig ist, zeigen Risse. „Bevor eine Fassade ernsthaft schadhaft ist und droht, abzubröckeln, zeichnet sich das immer ab“, berichtet Papsch. Skeptisch ist der Experte prinzipiell bei kunststoffhaltigen Dispersionsfarben oder Spritzgussen. Diese seien wegen ihrer einfachen Handhabung zwar immer noch beliebt, haben aber den großen Nachteil, dass sie das Mauerwerk abdichten, und der Putz darunter „stirbt“, also porös wird. Zudem würden vor allem mit Spritzguss Mängel oft nur kaschiert, ohne sie zu beheben.

Wichtig ist laut Papsch, dass im Zuge der Sanierung der Grundputz instand gesetzt wird. „Einfach drübermalen bringt in der Folge Probleme“, mahnt der Baumeister. Das nachträgliche Aufbringen von Styroporplatten ist zwar technisch einfach, unterbindet aber den Feuchtigkeitstransport. Aus Gründen der Wärmedämmung und des besseren Raumklimas ist diese Maßnahme dennoch oft sinnvoll; vor allem bei Bauten von den 1930er- bis 1970er-Jahren, die oft sehr schlecht gedämmt sind.

Was zu tun – und zu lassen – ist, wenn ältere Fassaden saniert werden, weiß auch Astrid Huber, Expertin des Bundesdenkmalamtes an den Restaurierwerkstätten der Kartause Mauerbach. Ihre Faustregel: Wenn möglich mit denselben Materialien arbeiten, die in der Originalfassade verwendet wurden. Früher – und zum Teil noch jetzt – wurden bei historischen Fassaden moderne Produkte auf die falschen Untergründe aufgetragen. Die Folge: Bauphysikalische Unterschiede führen zu Oberflächenspannungen und Abplatzungen. „Die vorhandenen Strukturen haben sich in der Regel bewährt, nur wenn bereits viel passiert ist, muss man auf moderne Produkte ausweichen“, so Huber, die auch von einem Umdenken im Denkmalschutz zugunsten des Erhalts der Originalfassade berichtet.

Feinde der Fassade

Auch für sie sind Kunststoffvergütung und Spritzgusse Feinde der Fassade. Problematisch sei auch die Festigung des Putzes mit Kieselester. Dies verschließt jene Poren, in denen sich Eiskristalle ausbreiten können, wenn die Feuchtigkeit gefriert, die ja im Mauerwerk immer vorhanden ist.

Problematisch ist für Huber auch die Hydrophobierung, also die Abdichtung gegen Wasser von außen, die allenfalls an besonders exponierten Stellen ratsam sei. „Meist ist sie nicht hundertprozentig dicht, aber die eindringende Feuchtigkeit kann nicht heraus und verursacht Frostschäden.“

Wichtig sei, dass die Wasserableitung funktioniere und etwa die Wasserrinne freigehalten wird. „Eine Fassade muss regelmäßig gewartet werden, nur einmal viel Geld in die Hand nehmen, um dann Ruhe zu haben, funktioniert nicht“, mahnt die Expertin.

www.bda.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2010)

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